Landwirte kritisieren 50-Millionen-Euro-Hilfsangebot von Supermarktketten als „Trostpflaster“

Symbolbild: Traktor beim Felder mit Pestiziden gießen
Symbolbild: Traktor beim Felder mit Pestiziden gießen

Im Konflikt um faire Erzeugerpreise will der Betreiber der Supermarktketten Lidl und Kaufland Landwirten 50 Millionen Euro bereitstellen – stößt damit bei den Bauern aber auf wenig Gegenliebe. Mit dem Geld will die Schwarz-Gruppe nach eigenen Angaben besonders Landwirte unterstützen, die von den finanziellen Folgen der Corona-Pandemie und der Afrikanischen Schweinepest betroffen sind. Bauernpräsident Joachim Rukwied sieht in dem Angebot allerdings nur ein „Trostpflaster“. Auch Umweltschützer bewerten den Vorstoß kritisch und fordern stattdessen einen Systemwandel.

Die Schwarz-Gruppe mit Sitz im baden-württembergischen Neckarsulm stellte die Millionenunterstützung für kommendes Jahr im Anschluss an eine Videokonferenz von Handelsunternehmen mit Bundesagrarministerin Julia Klöckner (CDU) am Donnerstagabend in Aussicht. Die Gelder sollen über die Initiative Tierwohl zur Verfügung gestellt werden. Wie die Unterstützung konkret verteilt werden könne und wie eine Auszahlung im Einzelnen geregelt werden solle, will die Schwarz-Gruppe nun mit der Initiative ausarbeiten.

Die Videokonferenz war nach Demonstrationen von Landwirten vor Zentrallagern des Lebensmitteleinzelhandels anberaumt worden. Klöckner erklärte nach dem Gespräch, es sei wichtig, dass es eine „unmittelbare Verständigung“ zwischen Handel und Landwirtschaft gebe. „Es geht um mehr Wertschätzung für Lebensmittel und um Preise, die unseren Bauern eine entsprechende Wertschöpfung ermöglichen.“ Konkret habe sie bei den Gesprächen einen Verhaltenskodex angeregt, mit dem sich der Handel eigene Regeln für ein faires Miteinander gibt.

Der Präsident des Deutschen Bauernverbandes, Joachim Rukwied, beurteilte das Millionenangebot der Schwarz-Gruppe am Freitag kritisch. „Das ist zwar eine nette Geste und ein Zeichen der Wertschätzung für die Initiative Tierwohl“, erklärte er. Wegen des andauernden Preiskampfs verlören die Landwirte diesen Betrag aber „fast wöchentlich“. „So ein Trostpflaster reicht bei Weitem nicht aus, um die grundsätzlichen Probleme zwischen Landwirtschaft und dem gesamten Lebensmitteleinzelhandel zu lösen.“ Nötig sei vielmehr eine „grundlegende Veränderung in der Zusammenarbeit“.

Noch schärfere Worte kamen von der Bauerninitiative „Land schafft Verbindung“. Diese kritisierte eine „reine Marketing-Aktion“ der Schwarz-Gruppe. Rechnerisch blieben bei 50 Millionen Euro für jeden der bundesweit 260.000 Betriebe nur 192,31 Euro – „eine lächerliche Summe“, erklärte die Organisation. Kritisch sieht „Land schafft Verbindung“ zudem, dass die Hilfen über die dem Bauernverband zuzurechnende Initiative Tierwohl ausgezahlt werden soll. Dies führe zu einer weiteren Spaltung der Landwirte.

Die im Jahr 2015 gegründete Initiative Tierwohl unterstützt Landwirte finanziell dabei, über die gesetzlichen Standards hinausgehende Schritte zum Wohl ihrer Nutztiere umzusetzen. Die Umsetzung wird durch die Initiative kontrolliert.

Greenpeace begrüßte die Ankündigung der Schwarz-Gruppe als „richtigen ersten Schritt“, forderte aber zugleich, dass andere Lebensmitteleinzelhändler nun nachziehen müssten. Zudem reiche es nicht aus, „nur gegen die Symptome anzugehen“. Nötig sei ein „Systemwandel“, erklärte Greenpeace. „Der Wettkampf um die billigsten Lebensmittel muss endlich ein Ende nehmen.“ Landwirte benötigten vom Handel faire Preise und langfristige Abnahmeverträge für besser produzierte Produkte.

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