Russlands Außenminister Sergej Lawrow hat die Enthüllungen über den russischen Inlandsgeheimdienst FSB im Zusammenhang mit dem Giftanschlag auf den Oppositionellen Alexej Nawalny zurückgewiesen. Die in den Medienberichten erhobenen Vorwürfe zeigten leidglich, dass es Russlands westlichen Partnern „an jeglichen ethischen Standards fehlt“, sagte der Minister am Mittwoch im kroatischen Zagreb.
Anfang der Woche hatte unter anderem der „Spiegel“ berichtet, dass der Kreml-Kritiker von FSB-Agenten vergiftet worden sei. „All diese Meldungen sind lustig zu lesen“, sagte Lawrow. „Aber die Art und Weise, wie diese Nachricht präsentiert wurde, sagt nur eines: dass es unseren westlichen Partnern an jeglichen ethischen Standards fehlt.“
Die Medienberichte belegten „mangelnde Fähigkeit für diplomatische Arbeit“, sagte Lawrow während seines Besuchs in Kroatiens Hauptstadt weiter. Zudem zeige sich bei den westlichen Ländern „ein Widerwillen, sich an internationale Rechtsnormen zu halten, wenn es um die Feststellung von Fakten geht“.
Der „Spiegel“ hatte am Montag berichtet, dass mindestens acht FSB-Mitarbeiter in Verbindung mit dem Giftanschlag auf Nawalny identifiziert worden seien. Bei den Identifizierten handele es sich um sechs ausführende Agenten und zwei mutmaßliche Führungskräfte, berichtete das Magazin, das gemeinsam mit den Investigativplattformen Bellingcat und The Insider sowie dem US-Nachrichtensender CNN recherchierte.
Nawalny war am 20. August auf einem Flug vom sibirischen Tomsk nach Moskau zusammengebrochen. Zwei Tage später wurde der 44-Jährige, noch im Koma liegend, zur Behandlung in die Berliner Universitätsklinik Charité gebracht.
Nach Angaben von drei europäischen Laboren, deren Ergebnisse von der Organisation für das Verbot Chemischer Waffen (OPCW) bestätigt wurden, wurde Nawalny mit einem chemischen Nervenkampfstoff aus der Nowitschok-Gruppe vergiftet. Moskau bestreitet jede Beteiligung. Nawalny befindet sich immer noch in Deutschland, wo er sich von dem Anschlag erholt.