Prozess gegen junge mutmaßliche IS-Rückkehrerin in Frankfurt am Main begonnen

Die Justitia - ein Symbol der Rechtsstaatlichkeit
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In Frankfurt am Main hat am Montag ein Prozess gegen eine 22-jährige mutmaßliche frühere Angehörige der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) aus Deutschland begonnen. Die junge Frau soll laut Anklage in Syrien einen ebenfalls aus Deutschland stammenden IS-Kämpfer geheiratet und mit diesem gemeinsam in einer Wohnung gewohnt haben, deren rechtmäßige Besitzer zuvor vertrieben oder getötet wurden. Das gilt als Kriegsverbrechen. Das Verfahren soll bis Ende Februar dauern.

Zum Verfahrensauftakt wurde nach Gerichtsangaben die Anklageschrift verlesen. Die Beschuldigte erklärte demnach über ihren Verteidiger, sich zunächst nicht äußern zu wollen. Laut Anklage war die junge Frau vor sechs Jahren im Dezember 2014 als 16-Jährige nach Syrien gereist, um sich dort dem IS anzuschließen. In dem Bürgerkriegsland soll sie einen aus Nordrhein-Westfalen stammenden Dschihadisten geheiratet haben, der einer aus Tschetschenen bestehenden IS-Einheit angehörte.

Demnach führte die Angeklagte für ihren Mann den Haushalt, um dessen Kampfeinsätze zu unterstützen. Sie pflegte diesen auch, nachdem er bei einem Bombenangriff schwer verletzt worden war. All das gilt als Unterstützung einer ausländischen terroristischen Organisation. Das Paar soll zudem in einer vom IS beschlagnahmten Wohnung gelebt haben, was ein Kriegsverbrechen ist. Die 22-Jährige besaß darüber hinaus ein Sturmgewehr und ist deshalb wegen Waffenrechtsverstößen angeklagt.

Nach Erkenntnissen der Ermittler hielt sich die Frau rund vier Jahre lang in Syrien auf, bevor sie Anfang 2019 während des Zusammenbruchs des IS-Herrschaftsgebiets in kurdische Gefangenschaft geriet. Nach mehreren Monaten gelangte sie in die Türkei, wo sie festgenommen und nach Deutschland abgeschoben wurde. Sie wurde im November 2019 bei der Einreise über den Flughafen in Frankfurt am Main festgenommen. Seitdem sitzt die Beschuldigte ununterbrochen in Untersuchungshaft.

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