Woelki bedauert „Bürde“ für Gläubige und Betroffene wegen der Kritik an ihm

Kardinal Woelki - Bild: Raimond Spekking/CC BY-SA 4.0 (via Wikimedia Commons)
Kardinal Woelki - Bild: Raimond Spekking/CC BY-SA 4.0 (via Wikimedia Commons)

Der wegen Vertuschungsvorwürfen in einem Missbrauchsfall unter Druck stehende Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki hat in der Christmette das Thema sexualisierte Gewalt angesprochen. Die Gläubigen und Betroffenen hätten die Kritik an ihm „ertragen müssen“, sagte Woelki in der Nacht zum Freitag im Kölner Dom. Für diese „Bürde“ bitte er „um Verzeihung“. Konkrete eigene Fehler benannte er nicht. Auch der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, ging auf das Thema Missbrauch ein.

Der Kardinal wandte sich zum Ende der Mitternachtsmesse in einem „persönlichen Wort“ an die Gläubigen. „Zu den Sorgen, die Sie alle durch Corona ohnehin schon haben, haben wir, habe ich leider noch eine Bürde hinzugefügt“, sagte er. 

Was die Betroffenen und die Gläubigen „im Zusammenhang mit dem Umgang des Gutachtens zur Aufarbeitung von sexualisierter Gewalt“ im Erzbistum Köln „an der Kritik darüber und insbesondere auch an der Kritik an meiner Person ertragen mussten, für all das bitte ich Sie um Verzeihung.“

Es tue ihm „aufrichtig und von Herzen Leid“, dass die Priester und Gläubigen „dieser Kritik, die dem Erzbistum und insbesondere aber auch mir gilt, mit ausgesetzt sind“, sagte der Kardinal weiter.

Das Erzbistum werde „mit allen uns zu Verfügung stehenden Mitteln die Vorgänge aufklären und auch Verantwortliche benennen“, so Woelki. Er stehe „weiterhin zu diesem Wort, auch wenn dies öffentlich gerade anders gesehen und angezweifelt wird“. Woelki bat um „das notwendige Vertrauen in unser sehr komplexes Vorgehen“ und verwies darauf, dass im März das von ihm beauftragte neue Gutachten vorliegen werde.

Woelki will ein 2018 in Auftrag gegebenes unabhängiges Gutachten einer Münchner Kanzlei zum Umgang mit sexualisierter Gewalt im Erzbistum Köln nicht veröffentlichen. Begründet wurde dies damit, dass es „gravierende methodische Mängel“ enthalte. Der Kardinal gab ein neues Gutachten in Auftrag, das im März vorliegen soll.

Vor kurzem wurden zudem Vertuschungsvorwürfe in einem Missbrauchsfall gegen Woelki selbst laut. Der Kardinal räumte inzwischen ein, 2015 Missbrauchsvorwürfe gegen einen mittlerweile verstorbenen Priester nicht nach Rom weitergemeldet zu haben. Er begründete dies unter anderem mit einer fortgeschrittenen Demenz-Erkrankung des Priesters.

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bätzing, ging in seiner Predigt am ersten Weihnachtsfeiertag im Zusammenhang mit dem Thema Menschenwürde auf sexualisierte Gewalt ein. „Pädokriminelle Verbrechen wie der Missbrauchskomplex von Münster offenbaren ein Ausmaß des Grauens, das sogar erfahrene Ermittler schockiert“, sagte er. 

Zum Missbrauch in der Kirche sagte Bätzing, dieser sei „so lange nicht Vergangenheit, wie Betroffene körperlich und seelisch davon schwer gezeichnet unter uns leben und sich selbst als ‚Überlebende‘ bezeichnen“. Er fügte hinzu: „Sexueller Gewalt als weit verbreitetem Phänomen in unserer Gesellschaft wagen wir noch gar nicht ernsthaft ins Auge zu blicken.“

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