Das Versprechen von „Wahrheit und Transparenz“ im Weißen Haus

Weißes Haus, USA
Weißes Haus, USA

Donald Trump hatte als US-Präsident bekanntermaßen ein schwieriges Verhältnis zu Wahrheit und Medien: Zehntausende falsche oder irreführende Aussagen sind dokumentiert, immer wieder attackierte er Journalisten. Unter seinem Nachfolger Joe Biden soll es – so das Versprechen – ganz anders werden: Der 78-Jährige will bei seiner Rückkehr zu politischer Normalität auch den Umgang mit Journalisten neu ausrichten. Verkörpern wird das seine Pressesprecherin Jen Psaki, eine erfahrene Kommunikations-Expertin, die fortan Bidens Regierungspolitik verkauft.

Bei ihrer ersten Pressekonferenz nach Bidens Amtsantritt sprach die 42-Jährige von der Notwendigkeit, „Wahrheit und Transparenz“ zurück in den Pressesaal des Weißen Hauses zu bringen. „Das Vertrauen der amerikanischen Bevölkerung wiederherzustellen, wird ein zentraler Fokus unserer Pressestelle und im Weißen Haus sein.“

Zwar werde es immer wieder „Momente geben, an denen wir in diesem Raum Dinge anders sehen“, sagte die Sprecherin mit den kupferroten Haaren. Aber: „Das ist okay. Das ist Teil unserer Demokratie.“

Es ist eine bewusste Abkehr vom Auftreten der Pressesprecher unter Trump. Dessen erster Sprecher Sean Spicer hatte Journalisten gleich zu Beginn der Amtszeit des Republikaners die ganz offenbar falsche Behauptung um die Ohren gehauen, nie zuvor hätten mehr Menschen einer Amtseinführung beigewohnt. Spicers Nachfolgerin Sarah Sanders war ebenfalls für ihren konfrontativen Umgang mit Journalisten berüchtigt.

Sanders Nachfolgerin Stephanie Grisham dann fiel vor allem dadurch auf, dass sie nie eine der traditionellen Presseunterrichtungen im Weißen Haus leitete. Und Trumps letzte Sprecherin Kayleigh McEnany versprach Journalisten zwar in ihrem ersten Briefing, „nie zu lügen“ – verbog dann aber über Monate ungeniert die Wahrheit.

Natürlich wird auch Bidens Pressesprecherin Psaki versuchen, die Politik des neuen Präsidenten in einem möglichst guten Licht erscheinen zu lassen. Die Kunst der ausweichenden Antworten auf kritische Fragen beherrscht sie ohne Zweifel. Aber Biden hat den Menschen in seiner Antrittsrede versprochen, „die Wahrheit zu verteidigen und die Lügen zu besiegen“. Daran wird sich auch Psaki messen lassen müssen.

Die verheiratete Mutter von zwei kleinen Kindern hat große Erfahrung in der politischen Kommunikation. Schon 2004 war sie Vize-Sprecherin im Team des damaligen demokratischen Präsidentschaftskandidaten John Kerry. 2008 und 2012 arbeitete sie dann im Wahlkampfteam von Barack Obama, dem Biden acht Jahre lang als Vizepräsident diente. 

Als Obama in seiner zweiten Amtszeit als Präsident Kerry zum Außenminister machte, wurde Psaki Sprecherin des Außenministeriums. 2015 wechselte sie als Kommunikationsdirektorin ins Weiße Haus.

Ihre Jahre an der Seite Obamas schimmerten auch nach ihrem Amtsantritt als Biden-Pressesprecherin durch: Bei ihrem ersten Auftritt im Weißen Haus sprach sie an einer Stelle von „Präsident Ob….“, fing sich aber schnell und sagte „Präsident Biden“.

Den richtigen Namen wird sie in den kommenden Wochen viel trainieren können: Psaki will die unter Trump unterbrochene Tradition der täglichen Presseunterrichtungen im Weißen Haus wieder aufnehmen. Wohlgemerkt von Montag bis Freitag, wie die Biden-Sprecherin scherzhaft betont: „Nicht Samstag und Sonntag, ich bin ja kein Monster“.

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