Kanzlei bietet Woelki Veröffentlichung von Gutachten auf eigene Verantwortung an

Kardinal Woelki - Bild: Raimond Spekking/CC BY-SA 4.0 (via Wikimedia Commons)
Kardinal Woelki - Bild: Raimond Spekking/CC BY-SA 4.0 (via Wikimedia Commons)

Im Streit um ein von dem Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki unter Verschluss gehaltenen Gutachten zum sexuellen Missbrauch ist die für das Gutachten verantwortliche Münchner Kanzlei in die Offensive gegangen. Rechtsanwalt Ulrich Wastl von der Kanzlei Westpfahl Spilker Wastl bot Woelki laut einem am Freitag vorab veröffentlichten Bericht der „Bild“-Zeitung an, das Gutachten auf eigene Verantwortung auf der Homepage der Kanzlei zu veröffentlichen. Damit gebe es nach Einschätzung der Anwälte „keinerlei Haftungsrisiken“ für das Kölner Erzbistum.

Dem Bericht zufolge erklärte Wastl in einer fünfseitigen Mitteilung, es sei „unser dringender Wunsch, dass unser unabhängiges Gutachten zu Fällen des an Minderjährigen verübten sexuellen Missbrauchs im Erzbistum Köln zeitnah und vollständig veröffentlicht wird“

Das Gutachten sollte eigentlich bereits im März vergangenen Jahres veröffentlicht werden. Bis heute hält Woelki die unabhängige Expertise zurück, zwischenzeitlich soll er den Betroffenenbeirat seines Erzbistums gedrängt haben, das Gutachten zu diskreditieren. Mittlerweile kündigte Woelki ein neues Gutachten an. Der Kölner Kardinal steht selbst unter Vertuschungsverdacht.

In einem besonders skandalösen Fall innerhalb des Missbrauchskandals der katholischen Kirche teilte derweil das Bistum Münster einen neuen Aktenfund zu einem im Dezember aus dem Klerikerstand entlassenen Priester mit. Eine Kopie der Akte sei an das Erzbistum Köln verschickt worden, das für den 87 Jahre alten Priester A. zuständig ist.

Der Mann wurde in den 70er und 80er Jahren wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern verurteilt und dennoch in den Bistümern Köln, Essen und Münster weiter als Priester eingesetzt. Das Bistum Münster bestritt bisher, über eigene Akten in dem Fall zu verfügen.

Wie das Bistum nun mitteilte, sei „beim Umräumen im Bistumsarchiv“ eine bisher unbekannte Akte zu A. aufgetaucht. Der Interventionsbeauftragte des Bistums, Peter Frings, erklärte, ein Mitarbeiter habe vor einer Woche vier bisher nicht verzeichnete Akten entdeckt, von denen eine A. betreffe.

Der Mitarbeiter habe unmittelbar den Leiter des Bistumsarchivs informiert. Dieser habe dann am Montag die Historiker der Universität Münster informiert, die den sexuellen Missbrauch im Bistum unabhängig aufarbeiten sollen. Ein Mitarbeiter der Historikerkommission habe die Akte am Dienstag eingesehen.

Frings nannte es „bedauerlich“, dass diese Akte erst jetzt gefunden wurde. Die Aussagen, dass es keine weiteren Unterlagen gebe, hätten seinem Kenntnisstand entsprochen. „Es zeigt sich nun, dass sie nicht richtig waren.“

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