Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat reiche Länder vor einem Horten von Corona-Impfstoffen gewarnt. „Die Pandemie hat die Ungleichheiten in unserer Welt aufgedeckt und ausgenutzt“, sagte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus bei einer virtuellen Pressekonferenz am Freitag. Er prangerte erneut das Vorgehen wohlhabender Länder an, sich große Mengen verschiedener Impfstoffe zu sichern und ärmere Staaten zu benachteiligen.
„Wenn wir Impfstoffe horten und nicht teilen, bedeutet dies ein katastrophales moralisches Versagen“, warnte Tedros. Langfristig sei es auch kein geeigneter Weg, um die Pandemie zu beenden. „Impfstoff-Nationalismus mag kurzfristigen politischen Zielen dienen. Aber letztlich ist er kurzsichtig und selbstzerstörerisch.“
Der WHO-Direktor für medizinische Notfälle, Michael Ryan, bezeichnete das Impf-Wettrennen einiger wohlhabender Länder als „beunruhigend“ und gab zu Bedenken, dass Mitarbeiter der Gesundheitsdienste in ärmeren Ländern derweil ohne Impfstoff auskommen müssten. „Es wirkt wie ein Kampf um den Kuchen, während sie nicht einmal an die Krümel herankommen.“
Die WHO hat mit Unterstützung des Impfbündnisses Gavi das internationale Covax-Programm ins Leben gerufen, das einen gerechten Zugang zu Corona-Impfstoffen gewährleisten soll. Covax hat sich zum Ziel gesetzt, bis zum Ende des Jahres genügend Dosen bereitzustellen, um 20 Prozent der Bevölkerung in den an der Initiative teilnehmenden Ländern zu impfen. Die Finanzierung ist für die 92 ärmsten Staaten der Welt gesichert.