Laut einer Umfrage der Zeitung „Sunday Times“ will eine Mehrheit der schottischen Bevölkerung ein neues Referendum über eine Unabhängigkeit von Großbritannien. Schottlands Regierungschefin Nicola Sturgeon versprach eine „legale“ neue Abstimmung. Sie wolle dafür bei der Wahl des schottischen Parlaments im Mai um die Zustimmung der Bevölkerung bitten, sagte sie dem Sender BBC am Sonntag.
Sturgeon berief sich auf jüngste Umfragen. Diesezeigten, „dass eine Mehrheit der Menschen in Schottland die Unabhängigkeit wollen“, sagte die Regierungschefin. Der britische Premierminister Boris Johnson werde eine Forderung nach einem erneuten Unabhängigkeitsreferendum „rundweg ablehnen“, berichtete die „Sunday Times“ unter Berufung auf Regierungskreise.
Eine Meinungsumfrage der „Sunday Times“ hatte ergeben, dass 50 Prozent der schottischen Wähler ein neues Referendum innerhalb der nächsten fünf Jahre wollen und 49 Prozent für eine Unabhängigkeit stimmen würden. 44 Prozent lehnen die Unabhängigkeit demnach ab.
53 Prozent der Wähler würden der Umfrage zufolge außerdem für einen erneuten Beitritt zur EU stimmen. Bei dem Brexit-Referendum 2016 hatten zwar 51,9 Prozent der Briten für den EU-Austritt gestimmt, 62 Prozent der Schotten votierten damals aber für den Verbleib in der Europäischen Union.
2014, vor dem Brexit und der Corona-Krise, hatten die Schotten mit 55 Prozent der Stimmen gegen eine Unabhängigkeit votiert. Johnson hatte gesagt, dass ein solches Referendum erst wieder in einer Generation stattfinden sollte.
Sturgeons SNP, die am Sonntag über einen „Fahrplan für ein Referendum“ beriet, will zunächst bei der britischen Regierung eine Erlaubnis dafür beantragen. Wird diese Bitte abgelehnt, will die Partei eine eigene Regelung für ein Referendum durchsetzen. Jeder rechtlichen Anfechtung aus London solle sich „energisch“ widersetzt werden. Die „Sunday Times“ zitierte eine Umfrage, die Sturgeons Partei bei der Wahl im Mai einen „Erdrutschsieg“ voraussagt.