Arbeitgeberpräsident Rainer Dulger warnt vor dem Abbau von Arbeitsplätzen, sollten Bund und Länder bei ihrer Konferenz zum Corona-Lockdown am Mittwoch kein „Öffnungsszenario“ beschließen. Aus Sicht der Arbeitgeber wäre es „nicht nachvollziehbar“, die Restriktionen fortzuführen, wenn es nicht zugleich „endlich ein klares und regelbasiertes Öffnungsszenario“ gebe, sagte Dulger dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND, Dienstagsausgaben).
Vielen Unternehmen in Deutschland fehle „jeglicher Planungshorizont“, kritisierte der Präsident der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA). „Und viele Unternehmen haben den Punkt bereits erreicht, an dem sie Beschäftigung abbauen müssen, viele stehen kurz davor.“ In der deutschen Wirtschaft sei es „kurz vor zwölf“. Das Land stehe vor „entscheidenden Wochen, die unsere Zukunft und wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit bestimmen werden“.
Auch Vertreter des Gastronomie- und Hotelgewerbes sowie des Autohandels forderten von der Bund-Länder-Konferenz konkrete Öffnungsperspektiven. „Die Verzweiflung ist groß. Es fehlt die Perspektive“, sagte die Hauptgeschäftsführerin des Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga), Ingrid Hartges, dem RND. Viele Betriebe der Branche wüssten nicht mehr, wie sie Pacht und Gehälter bezahlen sollten: „Die Banken geben den Unternehmen auch kein Geld mehr.“
Auch die Situation im Autohandel wird nach Branchenangaben von Woche zu Woche schwieriger. Im Januar sei die Zahl der Pkw-Neuzulassungen um 31,1 Prozent und Zahl der verkauften Gebrauchtwagen um 29,4 Prozent jeweils im Vergleich zum Vorjahresmonat gesunken, erklärte laut RND der Zentralverband des Deutschen Kraftfahrzeuggewerbes, der mit diesen Zahlen seine Forderung nach einer Perspektive für die Wiederöffnung des Autohandels untermauerte.
Der Zentralverband des Deutschen Friseurhandwerks wiederum hofft darauf, dass die Läden des Gewerbes bereits am Montag wieder öffnen dürfen. „Die 240.000 Friseure in Deutschland hoffen auf den Re-Start des Friseurhandwerks zum 15. Februar“, sagte Verbandspräsident Harald Esser dem RND. Er warnte, dass eine längere Schließung der Friseursalons negative Auswirkungen auf die Pandemie-Bekämpfung haben könnte. Der Lockdown führe zu wachsender Schwarzarbeit in dem Gewerbe. Friseur-Dienstleistungen seien jedoch nur in professionellen Salons sicher.
Der seit Mitte Dezember in Deutschland geltende harte Lockdown ist bislang bis kommenden Sonntag befristet. Am Mittwoch wollen Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Regierungschefs der Länder über das weitere Vorgehen beraten.
Die Infektionszahlen in Deutschland sind zwar seit Wochen rückläufig. Das Ziel von Bund und Ländern, die sogenannte Sieben-Tage-Inzidenz – also die Zahl der Neuansteckungen pro 100.000 Einwohnern innerhalb dieses Zeitraums – auf unter 50 zu drücken, ist aber noch nicht erreicht. Zudem ist die Lage durch das Auftreten neuer und als besonders ansteckend geltender Formen des Virus komplizierter geworden.