Im Streit um die Aufarbeitung von Missbrauchsvergehen im Erzbistum Köln hat der Vorsitzende der katholischen Bischofskonferenz, der Limburger Bischof Georg Bätzing, dem Kölner Erzbischof Kardinal Rainer Maria Woelki das Vertrauen ausgesprochen. „Ich glaube ihm seinen Willen, dass er aufarbeiten will, dass er Transparenz will, dass er Vertuschung und Vertuscher beim Namen nennt“, sagte Bätzing am Dienstagabend in den ARD-„Tagesthemen“.
Zudem habe Woelki zuletzt Fehler in dem Zusammenhang eingeräumt, betonte Bätzing. Dies sei ein „richtiger Schritt, ein wichtiger Schritt“.
Bätzing sagte zugleich, dass die Veröffentlichung eines von Woelki wegen angeblicher Mängel vorerst unter Verschluss gehaltenen, ersten Missbrauchsgutachtens „gut gewesen“ wäre. Dann hätte es eine öffentliche juristische Debatte um das Gutachten der Münchner Kanzlei Westpfahl Spilker Wastl geben können, unterstrich Bätzing. „Das hätte eine Transparenz jetzt schon gebracht.“
Stattdessen hatte Woelki ein Ersatzgutachten bei dem Kölner Strafrechtler Björn Gercke in Auftrag gegeben, das vor dem Münchner Gutachten kommenden Monat veröffentlicht werden soll. Der Kardinal habe mit Blick auf das zweite Gutachten versichert, darin werde „Tacheles geredet“ und „niemand geschont“, sagte Bätzing. „Darauf werden die Menschen jetzt schauen.“
Die deutschen katholischen Bischöfe waren am Dienstag vor dem Hintergrund des Kölner Missbrauchsskandals zu ihrer ersten nur digital abgehaltenen Vollversammlung zusammengekommen. Das Erzbistum Köln steckt in einer schweren Vertrauenskrise. Kardinal Woelki steht selbst unter Verdacht, Vorwürfe des sexuellen Missbrauchs gegen einen mittlerweile verstorbenen Priester vertuscht zu haben. Er weist diesen Vorwurf zurück, räumte am Wochenende aber Fehler im Zusammenhang mit der Missbrauchsaufarbeitung ein.