Auch vier Jahre nach dem Putschversuch in der Türkei erhält noch fast jeder zweite Asylbewerber aus dem Land Schutz in Deutschland. Im vergangenen Jahr wurde 47,7 Prozent aller türkischen Asylbewerber in Deutschland Schutz gewährt – in Form von Asyl, Flüchtlingsschutz, vorübergehendem Schutz und Abschiebeverboten. Dies geht aus einer Antwort des Bundesinnenministeriums auf eine Anfrage der Linksfraktion hervor, die AFP am Donnerstag vorlag und über die zuerst die „Neue Osnabrücker Zeitung“ berichtet hatte.
Die Zahl der Asylanträge türkischer Bürgerinnen war 2020 im Vergleich zum Vorjahr auf fast die Hälfte gesunken – von 10.833 auf 5782. Dies sei aber vor allem auf die Reise- und damit auch Fluchtbeschränkungen wegen der Corona-Pandemie zurückzuführen, hieß es bei der Linksfraktion.
Die Linken-Abgeordnete Sevim Dagdelen, die die Anfrage gestellt hatte, wertete die anhaltend hohe Anerkennungsquote als Zeichen für anhaltende Missstände in der von Präsident Recep Tayyip Erdogan regierten Türkei. „Die Türkei ist kein sicheres Herkunftsland und weit entfernt von Rechtsstaatlichkeit“, erklärte sie. „Wenn fast jeder Zweite, der vor dem Autokraten flieht, Schutz in Deutschland bekommt, ist es einfach nur skrupellos, dass die Bundesregierung das Erdogan-Regime weiter mit Waffen beliefert und Wirtschaftshilfen stützt.“
Im Putsch-Jahr 2016 waren nur 17,2 Prozent der Asylanträge türkischer Bürger in Deutschland anerkannt worden. Im Zuge der zunehmend repressiven Politik der türkischen Führung nach dem gescheiterten Putschversuch stieg die bereinigte Anerkennungsquote dann schlagartig an: auf 33,6 Prozent im Jahr 2017, 46,7 Prozent im Jahr 2018 und auf 52,7 Prozent im Jahr 2019.