Vom Präsidentenberater zum Leiter des Nationalen Olympischen Komitees (NOK): Der Sohn des belarussischen Staatschefs Alexander Lukaschenko tritt inmitten sportpolitischer Turbulenzen die Nachfolge seines Vaters an der Spitze des Olympia-Komitees an. Mit seinem ältesten Sohn werde es im NOK „keinen Diebstahl, keine Korruption oder Veruntreuung“ geben, sagte der seit 1994 autoritär regierende Präsident am Freitag. Nach seiner Beförderung vom Vizechef zum NOK-Präsidenten gebe sein Sohn seinen Posten als nationaler Sicherheitsberater ab.
Das Internationale Olympische Komitee (IOC) hatte Alexander und Viktor Lukaschenko im Dezember von allen olympischen Aktivitäten suspendiert, weil das belarussische NOK Athleten wegen ihrer politischen Ansichten unter Druck gesetzt hatte. Medienberichten zufolge waren mehr als hundert Athleten vom Leistungssport in Belarus ausgeschlossen worden, weil sie einen offenen Brief unterzeichnet hatten, in dem ein Ende der Polizeigewalt gegen regierungskritische Demonstranten gefordert wird.
Aufgrund der IOC-Sanktionen kann Lukaschenko, der seit 1997 NOK-Präsident war, auch nicht die Olympischen Spiele in Tokio im kommenden Sommer besuchen. Das IOC erwägt außerdem, bei den Sommerspielen die belarussische Flagge zu verbannen.
Lukaschenko hatte die Proteste nach seiner umstrittenen Wiederwahl im August gewaltsam niederschlagen lassen. Tausende Demonstranten wurden festgenommen und Berichten zufolge teils schwer misshandelt. Die Opposition wirft dem seit 26 Jahren regierenden Staatschef Wahlbetrug vor. Wegen der politischen Unruhen war Belarus bereits die Gastgeberrolle der Weltmeisterschaften im Eishockey und im Modernen Fünfkampf entzogen worden.