Prozesseröffnung gegen den Helden des Films „Hotel Ruanda“

Die Justitia - ein Symbol der Rechtsstaatlichkeit
Die Justitia - ein Symbol der Rechtsstaatlichkeit

In der ruandischen Hauptstadt Kigali ist am Mittwoch der Prozess wegen „Terrorismus“ gegen den Helden des international beachteten Films „Hotel Ruanda“ über den Völkermord in dem zentralafrikanischen Staat eröffnet worden. Der Ex-Hotelier Paul Rusesabagina soll sich in 13 Punkten vor Gericht verantworten, darunter auch Mord und Finanzierung einer Rebellion. Neben Rusesabagina gibt es 20 Mitangeklagte.

Rusesabagina bestritt die Zuständigkeit des Gerichts und verwies auf seine belgische Staatsangehörigkeit. Er ist für seine heftige Kritik an dem ruandischen Präsidenten Paul Kagame bekannt. Rusesabagina lebte seit 1996 in den USA und in Belgien im Exil. Er wurde Ende August unter ungeklärten Umständen in Ruanda festgenommen, als er aus einem Flugzeug stieg, das nach seiner Annahme in Burundi landen sollte.

Der Film „Hotel Ruanda“ handelt vom Völkermord, der 1994 in Ruanda verübt wurde. Damals wurden rund 800.000 Menschen umgebracht, vor allem Angehörige der Volksgruppe der Tutsi. Der Direktor des Luxus-Hotels Mille Collines in Kigali, ein gemäßigter Hutu, hatte während des Völkermords mehr als tausend Menschen das Leben gerettet.

Rusesabagina wird in dem nun angelaufenen Prozess zur Last gelegt, er habe die Nationale Befreiungsfront (FLN) unterstützt, die in den vergangenen Jahren in Ruanda blutige Anschläge verübt haben soll. Die Anwälte Rusesabaginas werfen der Regierung in Kigali vor, sie habe ihren Mandanten entführen lassen. „Ich bin kein Ruander, ich bin Belgier“, sagte Rusesabagina vor Gericht. Als Beleg führte er an, dass er bei Besuchen in Ruanda in den Jahren 2003 und 2004 Visa-Anträge habe stellen müssen.

Einer von Rusesabaginas Mitangeklagten, FLN-Chef Callixte Nsabimana, unterstützte die Argumentation der Staatsanwaltschaft, nach der Rusesabagina seine ruandische Staatsbürgerschaft niemals aufgegeben habe. Rusesabagina habe „Präsident Ruandas“ werden wollen, sagte Nsabimana. „Wir haben Krieg geführt, wir sind gescheitert und gefangen genommen worden“, fügte er hinzu.

Der Prozess in Kigali wird international mit großer Aufmerksamkeit verfolgt. Rusesabagina wurde 2005 mit der Freiheitsmedaille des US-Präsidenten ausgezeichnet. Das Europaparlament forderte die Freilassung Rusesabaginas.

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