Die scheidende Spitze der Linken erwartet für das kommende Wochenende den ersten reibungslosen Führungswechsel in der Geschichte der Partei. „Das unterscheidet uns auch von anderen Parteien wie der CDU oder der SPD“, sagte der scheidende Parteichef Bernd Riexinger am Montag auf seiner letzten Pressekonferenz im Amt. „Wir wurden nicht gezwungen zu gehen, sondern haben gesagt, okay, die acht Jahre sind rum.“
Riexinger betonte, die beiden Vorsitz-Kandidatinnen Janine Wissler und Susanne Hennig-Wellsow seien unumstritten in der Partei. So scheine der Führungswechsel reibungslos zu funktionieren. „Die neuen Vorsitzenden haben die Solidarität der ganzen Partei verdient und werden sie auch bekommen“, zeigte er sich überzeugt. Zum ersten Mal werde eine Partei von zwei Frauen geführt. Das sei ein Modell, wie es andere Parteien bisher nicht kennen würden.
Riexinger verwies zudem darauf, dass die jetzt abtretende Doppelspitze länger im Amt gewesen sei als etwa die Vorsitzendenden der SPD in dieser Zeit. „Das hätte der Linken gar niemand zugetraut, dass wir so eine Kontinuität hinkriegen“, sagte er.
Riexinger war ebenso wie seine Ko-Vorsitzende Katja Kipping 2012 erstmals an die Spitze der Partei gewählt worden. Die Regularien der Linken sehen eine maximal achtjährige Amtszeit vor. Wegen der Corona-Krise wurde der Parteitag mehrfach verschoben, Kipping und Riexinger sind nunmehr fast neun Jahre im Amt.
Sie hatten die Führung der Partei 2012 in einer ihrer schwersten Krisen übernommen, auch davor hatte es immer wieder Auseinandersetzungen der Flügel gegeben. Aber auch in der Amtszeit der jetzt scheidenden Parteispitze hatte es Konflikte gegeben – etwa zwischen Kipping und der früheren Fraktionschefin Sahra Wagenknecht. Die neue Parteivorsitzenden sollen auf dem Online-Parteitag am Samstag gewählt werden, danach müssen sie aber noch bei einer Briefwahl bestätigt werden.