Wie Studenten während der Corona-Pandemie mehr und mehr vernachlässigt werden

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Studenten werden während der Corona-Pandemie nach und nach zu einer vergessenen und vernachlässigten Randgruppe. Der minimierte Arbeitsmarkt macht es für viele Studenten schwer sich ihren Unterhalt zu verdienen. Vorlesungen finden seit fast einem Jahr nur noch über Videocalls statt, was das Lernen sehr erschwert. Prüfungen werden – trotz strikter Lockdowns – mit einer hohen Anzahl von Menschen abgehalten, deren einziger Schutz eine Maske ist.

Keine räumliche Distanz

Seit dem Sommersemester 2020 müssen Studenten von zuhause aus lernen. Vielen Studenten fehlt dadurch die räumliche Distanz. Meist stehen Studenten aus ihrem Bett auf und gehen keine zwei Meter, um an einer Vorlesung teilnehmen zu können. Das Lernen mithilfe von Lernpartnern und Lerngruppen fehlt komplett. Fragen an den Professor müssen zumeist per E-Mail gestellt werden. Schließungen von Bibliotheken machen es Studenten oftmals schwer an benötigte Literatur zu kommen. So müssen Bücher oft kompliziert bestellt werden, was für Studenten mit geringem Budget erneut zum Nachteil wird.

Studenten im ersten Semester besonders betroffen

Studenten im ersten Semester haben durch die Corona-Pandemie das Studentenleben gar nicht „erfahren“ können. Veranstaltungen, die üblicherweise am Anfang eines Semesters stattfinden, um den Einstieg zu vereinfachen, mussten abgesagt werden. Erstsemester müssen enorm viel Eigendisziplin an den Tag legen.

Studierendenvertreter der Friedrich-Alexander-Universität Nürnberg-Erlangen, Paulus Guter, erklärt im Telefonat mit dem Nürnberger Blatt, wie probiert wurde neuen Studenten den Einstieg zu erleichtern: „Wir haben auf verschiedenen Ebenen versucht Angebote zu schaffen. Wir haben WhatsApp-Gruppen erstellt, Spieleabende und viele Events organisiert, um sich kennenzulernen. Campusführungen mussten leider abgesagt werden, weil es im Oktober zu kritisch wurde“.

Niels Oberbeck, Präsident der Technischen Hochschule Nürnberg, teilte dem Nürnberger Blatt folgendes zum Thema mit: „Es ist ganz wichtig, sich mit seinen Kommilitonen zu vernetzen, das war nur begrenzt möglich. Wir haben in den Fakultäten Programme organisiert. Einige haben in Kleinstgruppen Erstsemester willkommen geheißen und durch die Fakultäten geführt. Andere haben es in Online-Formaten gemacht, in kleineren Gruppen und Breakoutsessions. In der Summe ist das nicht der beste Weg ein Studium zu beginnen. Dennoch: Die Studierenden haben die Konzepte super mitgetragen und Verständnis gezeigt.“

Weniger Jobs und finanzielle Mittel

Im zweiten Lockdown sind viele Jobs, die größtenteils von Studenten verrichtet werden, weggefallen. Seither leiden viele Studenten an Planungsunsicherheit. Hilfsmittel wie BAföG und der KfW-Studienkredit wurden somit zum Retter in der Not.

Bundesbildungsministerin Anja Karliczek äußerte sich zur Verlängerung des BAföG, der Zuschüsse und der zinsfreien Studienkredite so: „Wir lassen die Studierenden in dieser Pandemie nicht allein. Wir werden die bereits aus dem Sommer bekannten Zuschüsse als Teil der Überbrückungshilfe für Studierende in pandemiebedingter Notlage erneut anbieten – und das bis zum Ende des Wintersemesters. Damit wollen wir Studierenden helfen, deren Erwerbsmöglichkeiten oder die Unterstützung ihrer Eltern durch die beschlossenen Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie vorübergehend wegfallen.“

Guter äußert sich dazu kritisch: „Studierende waren mit die Ersten, die ihre Jobs verloren haben. Für mich ist die Gruppe der Studierenden ein enormer und flexibler Rückhalt in der Gesellschaft. Es gab viele, die eingesprungen sind: Sei es in Testzentren oder Medizinstudenten in Krankenhäusern. Es gab viele, die durch die Krise in eine finanzielle Notlage gekommen sind. Im März 2020 hatte die Regierung eine Überbrückungshilfe ins Leben gerufen. Die ist aber mit 500 Euro sehr knapp bemessen, um sich die Miete und den Unterhalt leisten zu können.“ Er ist der Meinung, dass vor allem Studenten in der Corona-Krise strukturell vernachlässigt und vergessen werden, obwohl sie durch ihre Flexibilität in vielen Bereichen beigetragen haben. 

Hochschulen mussten sich umstrukturieren

Für die Hochschulen hat die Pandemie auch für Chaos gesorgt: Dozenten mussten von heute auf morgen geschult werden, um Vorlesungen digital abhalten zu können und Hochschulen mussten sicherstellen, dass ihre Studenten das nötige Equipment haben. Niels Oberbeck sagt dazu: „Die größte Umstellung direkt zu Beginn der Pandemie war die digitale Lehre. Wir haben rund 300 Professoren und rund 700 Lehrbeauftragte, die aus dem Stand heraus in die digitale Lehre umsteigen mussten.“

Auf die Frage, wie die Hochschule die Studenten in Hinsicht auf das Lernen unterstützt, gab Oberbeck dem Nürnberger Blatt folgende Antwort: „Wir hatten im Winter auf Grund der strengeren Regelungen schlechtere Bedingungen als im Sommer. Ein Click und Collect für unsere Bibliothek wurde erst im Januar genehmigt. Für Studenten, die entsprechende Literatur für Abschlussarbeiten benötigt haben, haben wir die Abgabefristen verlängert. In der normalen Lehre haben wir einen umfangreichen Service aufgebaut, der Studierenden den Umgang mit der Online-Lehre erleichtern soll.“

Prüfungen trotz Lockdown

Nun mussten trotz des zweiten Lockdowns viele Studenten zu den Hochschulen fahren, um ihre Prüfungen abzulegen. Diese Entscheidung hat für viel Kritik gesorgt. Studenten kritisierten überfüllte Prüfungsräume und äußerten allgemein eine Angst vor einer Corona-Infektion.

Barbara Städtler-Mach, Präsidentin der Evangelischen Hochschule Nürnberg, sagte dem Nürnberger Blatt hierzu: „Die Präsenzprüfungen werden unter Einhaltung der Regelungen der aktuellen Bayerischen Infektionsschutzmaßnahmenverordnung sowie des Hygienekonzepts der Evangelischen Hochschule Nürnberg für Prüfungsangelegenheiten umgesetzt.“

Städtler-Mach weiter: „Das Hygienekonzept wurde gemeinsam mit externen Dienstleistern – dem Betriebsärztlichen Dienst und dem Arbeitsschutz – entwickelt und geprüft. Wenn sich alle daranhalten und ihre Selbstverantwortung wahrnehmen, sind die Prüfungen sicher. Wie überall gilt auch hier: Die Selbstverantwortung eines jeden in der Pandemie ist das wichtigste. Diese können wir unseren Studierenden, Lehrenden und Mitarbeitenden nicht abnehmen.“

Niels Oberbeck abschließend: „Wir haben uns gemeinsam mit allen bayrischen Hochschulen und dem Wissenschaftsministerium abgestimmt. Die Vorgabe war klar, wir sollen Prüfungen anbieten, sodass das Semester für die Studierenden keine verlorene Zeit ist. Wir haben die Lehrenden früh aufgefordert, dass sie möglich viele Prüfungen auf das digitale Format umstellen. Das ist leider nicht für alle Prüfungen möglich. Wir haben jedoch für die Präsenzprüfungen ein sehr umfangreiches Hygienekonzept erarbeitet.“

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