Wochenend-Ausgangssperre in Nizza und Dünkirchen in Kraft getreten

Frankreich - Bild: Mehaniq via Twenty20
Frankreich - Bild: Mehaniq via Twenty20

Im Kampf gegen neue Corona-Varianten setzen die französischen Behörden in mehreren Regionen auf Ausgangssperren: In Teilen der Côte d’Azur und in Dünkirchen am Ärmelkanal traten am frühen Samstagmorgen strikte Ausgangsbeschränkungen für das Wochenende in Kraft. Premierminister Jean Castex appellierte an die Präfekten der 20 derzeit am schwersten von der Pandemie betroffenen Départements, die Corona-Maßnahmen entschlossener durchzusetzen. 

Die Wochenend-Ausgangssperre im Süden Frankreichs gilt für alle Bewohner der Côte d’Azur von Menton bis Théoule-sur-Mer, einschließlich der Strandmetropole Nizza. Im Norden ist der Großraum von Dünkirchen betroffen. 

In den betroffenen Gebieten dürfen die Menschen ihre Wohnungen zwischen Freitagabend um 18.00 Uhr und Montagmorgen um 06.00 für maximal eine Stunde am Tag in einem Fünf-Kilometer-Radius verlassen. Für ganz Frankreich gilt bereits eine abendliche Ausgangssperre ab 18.00 Uhr.

Die Strandmetropole Nizza wirkte am Samstag wie eine Geisterstadt. „Es muss etwas getan werden, Covid nimmt zu in der Region“, sagte der Koch Charlie Kentish, der am frühen Morgen noch einen kurzen Spaziergang an den Strand unternahm. Der Engländer lebt seit 30 Jahren in Nizza. Dieses Wochenende werde er damit verbringen, mit seinen drei Söhnen „viel Playstation zu spielen“, sagte er. 

Angesichts der aktuellen Situation mache ihr die erneute Ausgangssperre nichts aus, sagte die 51-jährige Nizzaerin Frédérique Duval. Anstatt wie üblich ihre Kleidungsstücke auf Märkten entlang der Côte d’Azur zu verkaufen, passe sie sich der Situation an. „Ich backe und putze“, sagte sie.

Lebensmittelgeschäfte und -märkte dürfen auch während der Ausgangssperre geöffnet bleiben. Im Zentrum von Nizza richtete der Austernzüchter Benjamin Ciamo wie jeden Samstagmorgen seinen Marktstand ein. Er sei für seine Kunden hier, sagte der 34-Jährige. „Wenn wir den Anschein der Normalität erwecken können, ist das gut.“

Nach Polizeiangaben waren in Nizza am Samstag 32 Beamte der Nationalpolizei sowie dutzende städtische Polizisten im Einsatz, um die Einhaltung der Ausgangsbeschränkungen zu kontrollieren. Polizeikommissar Olivier Malaver zog eine positive erste Bilanz. „Im Moment wird die Ausgangssperre in Nizza respektiert“, sagte er.

Am vergangenen Mittwoch waren in Frankreich landesweit 31.000 Neuinfektionen mit dem Coronavirus gemeldet worden – so viele wie seit vergangenem November nicht mehr. Premierminister Jean Castex sagte am Donnerstag, fast die Hälfte der Ansteckungsfälle gingen inzwischen auf die zuerst in Großbritannien entdeckte Corona-Mutante zurück. 

In einer Videokonferenz mit den Präfekten der Départements, in denen das Coronavirus derzeit am stärksten wütet, forderte Castex am Samstag eine Verschärfung der Kontrollen, um die Einhaltung der Gesundheitsvorschriften zu gewährleisten. Auch müssten die Impfkampagne optimiert und mehr Speicheltests in Bildungseinrichtungen eingesetzt werden, sagte Castex laut einer Mitteilung seines Büros. Er verlangte demnach zudem eine bessere Umsetzung der Richtlinien zum Home Office. Ziel sei es, einen strikten landesweiten Lockdown zu vermeiden. 

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