Insolvenzverfahren für Bremer Greensill Bank eröffnet

Symbolbild: Insolvenz
Symbolbild: Insolvenz

Das Amtsgericht Bremen hat ein Insolvenzverfahren gegen die Greensill Bank eröffnet. Auf Antrag der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungen (Bafin) sei am Dienstag ein Verfahren „über das Vermögen der Insolvenzschuldnerin eröffnet“ worden, teilte das Gericht mit. Die Vermögenswerte werden auf 4,5 Milliarden Euro geschätzt. Die Bafin hatte die Bremer Bank Anfang März geschlossen.

Zum Insolvenzverwalter wurde der Rechtsanwalt Michael Frege bestellt. Die Bafin hatte die Insolvenz des Instituts am Montag beantragt, wie am Dienstag bekannt wurde. Für den Kundenverkehr war die Bank am 3. März von der Bafin geschlossen worden. Einlagen von Privatkunden sind bis 100.000 Euro abgesichert.

Die Greensill Bank ist ein deutscher Ableger des gleichnamigen britischen Finanzinstituts, das in Schieflage geraten war und mittlerweile unter Insolvenzverwaltung steht. Die Bremer Bank hatte vergleichsweise hohe Zinsen für Geldanlagen angeboten. Auch zahlreiche deutsche Kommunen legten dort an, ihre Einlagen sind allerdings nicht abgesichert. 

Das Portal tagesgeldvergleich.net, das selbst Anlagen empfiehlt, veröffentlicht eine ständig aktualisierte Liste mit betroffenen Kommunen. Dort waren bis Dienstag neben dem Land Thüringen 30 Kommunen aufgeführt, die zusammen 328 Millionen Euro bei Greensill angelegt hatten. Die nordrhein-westfälische Gemeinde Monheim etwa legte 38 Millionen Euro dort an, Eschborn in Hessen 35 Millionen Euro, Wiesbaden 20 Millionen. Bei Denkendorf in Bayern oder Schauenburg in Hessen waren es je eine Million Euro.

Michael Peters von der Bürgerbewegung Finanzwende kritisierte am Dienstag in scharfen Worten die Bafin. „Nach Wirecard haben wir den nächsten Milliardenskandal – und das unter den Augen der Aufsicht“, erklärte Peters. Auch der Prüfverband der deutschen Banken habe in Bezug auf die Einlagensicherung „kein gutes Bild abgegeben“, fügte er hinzu. 

Die hohen Zinsen und das enorme Bilanzwachstum der Greensill-Bank seien „klare Warnsignale“ gewesen, erklärte Peters. Die Bilanzsumme der Bank war von rund 666 Millionen Euro 2018 auf 3,8 Milliarden Euro im Folgejahr gestiegen, die Einlagen von 582 Millionen auf 3,3 Milliarden Euro. Die Beteiligten hätten zu spät reagiert.

Peters forderte „eine Bafin, die proaktiv die Rolle einer Bank innerhalb einer Konzernstruktur beleuchtet und die Risiken der Schattenbanken genauso streng kontrolliert“. Sonst sei der nächste Finanzskandal vorgezeichnet.

Die britische Muttergesellschaft Greensill Capital verdiente ihr Geld mit sogenannter Lieferkettenfinanzierung: Die Kunden, oft internationale Konzerne, lassen sich den Kauf von Waren oder Dienstleistungen vorfinanzieren – Greensill Capital bezahlte die Lieferanten-Forderungen mit Geld von Investoren und verpackte die offenen Rechnungen in anleiheähnliche Papiere, wie Anlegeranwalt Klaus Nieding erläuterte.

Diese Papiere seien wiederum über Fonds verkauft worden. Das über die deutsche Greensill Bank über Festgeldkonten eingesammelte Geld wurde demnach genutzt, um das Geschäft des Mutterkonzerns zu finanzieren. 

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