Konflikt zwischen Putin und Biden schaukelt sich hoch

Wladimir Putin - Bild: Kremlin.ru, CC BY 4.0, via Wikimedia Commons
Wladimir Putin - Bild: Kremlin.ru, CC BY 4.0, via Wikimedia Commons

Nach der „Mörder“-Aussage von US-Präsident Joe Biden über seinen russischen Amtskollegen Wladimir Putin hat sich der Konflikt zwischen den beiden Staatschefs weiter hochgeschaukelt. Der Kreml-Chef sagte am Donnerstag in einer Fernsehansprache mit Blick auf den „Mörder“-Vorwurf, man solle nicht von sich auf andere schließen. Er schlug seinem US-Kollegen auch eine Live-Debatte am Freitag oder am kommenden Montag vor. Biden ließ seinerseits erklären, er bedauere die Aussage nicht, dass er Putin für einen „Mörder“ halte.

Putin hatte auf den verbalen Angriff betont gelassen reagiert: „Wir sehen in einem anderen Menschen immer unsere eigenen Eigenschaften und denken, dass er so sei wie wir selbst“, sagte der russische Präsident in seiner vom Fernsehen übertragenen Erklärung. „Das ist nicht nur ein kindischer Ausdruck, ein Scherz. Die Bedeutung ist tief und psychologisch.“ 

Er lade Biden dazu ein, „unsere Diskussion fortzusetzen, aber unter der Bedingung, dass wir dies live tun, oder wie man es auch nennt ‚online'“, sagte Putin am Donnerstag im russischen Fernsehen. 

Der russische Präsident wünschte dem 78-jährigen Biden auch „gute Gesundheit, ohne jede Ironie“ und bekräftigte dann, dass Moskau sich nicht von Washington einschüchtern lassen werde. „Wir werden unsere Interessen verteidigen und mit ihnen zu Bedingungen zusammenarbeiten, die für uns vorteilhaft sind“, versicherte Putin.

Die Äußerungen Bidens über Putin hatte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow zuvor „sehr schlimm“ genannt. Es sei „eindeutig“, dass Biden „die Beziehungen zu unserem Land nicht zurück auf Kurs bringen“ wolle. „Wir werden von hier aus weitermachen.“

In einem am Mittwoch ausgestrahlten Interview mit dem Sender ABC News war Biden gefragt worden, ob er Putin für einen „Mörder“ halte. Der US-Präsident sagte daraufhin: „Das tue ich.“ Mit Blick auf mutmaßliche Versuche Russlands, Einfluss auf die US-Präsidentschaftswahl im vergangenen Jahr zu nehmen, sagte Biden, Putin werde dafür „einen Preis bezahlen“.

Bidens Sprecherin Jen Psaki machte am Donnerstag in Washington deutlich, dass es Biden nicht bedauere, Putin als „Mörder“ bezeichnet zu haben. Biden habe „eine direkte Antwort auf eine direkte Frage gegeben“, sagte Psaki. Zuvor hatte sie auf die Frage, ob Biden den russischen Präsident im wörtlichen oder im übertragenen Sinne für einen Mörder halte, gesagt, der US-Präsident halte sich mit seinen „Bedenken“ über Dinge, die er „böse oder problematisch“ finde, nicht zurück. Als Beispiel nannte sie Wahleinmischungen und den Giftanschlag auf Kreml-Kritiker Alexej Nawalny.

Die russische Reaktion auf das Biden-Interview fiel hart aus: Zum ersten Mal seit mehr als 20 Jahren beorderte Russland seinen Botschafter in den USA zurück nach Moskau. Der Diplomat Anatoli Antonow werde am Samstag zu Konsultationen in die russische Hauptstadt zurückkehren, teilte die Botschaft mit. 

Sie warnte auch vor einem „Kollaps“ der Beziehungen zu Washington. „Gewisse unüberlegte Erklärungen hochrangiger US-Beamter haben die bereits übermäßig konfrontativen Beziehungen an den Rande des Zusammenbruchs gebracht“, erklärte die diplomatische Vertretung mit Blick auf die Verbalattacken Bidens gegen Putin.

Das US-Außenministerium erklärte, es nehme die Rückbeorderung des russischen Botschafters zur Kenntnis. Eine Sprecherin ergänzte, der US-Botschafter in Moskau werde trotz der Krise auf seinem Posten bleiben, um „offene Kommunikationskanäle“ aufrechtzuerhalten und „das Risiko von Fehleinschätzungen zwischen unseren Ländern zu reduzieren“.

Der stellvertretende Vorsitzende des russischen Oberhauses, Konstantin Kosatschew, forderte die US-Regierung am Donnerstag zu einer Entschuldigung auf. „Solche Erklärungen sind unter allen Umständen inakzeptabel und werden unsere bilateralen Beziehungen unweigerlich stark beschädigen“, schrieb er mit Blick auf das Biden-Interview im Online-Dienst Facebook. 

Biden nimmt seit seinem Amtsantritt im Januar eine deutlich härtere Haltung gegenüber Moskau ein als sein Vorgänger Donald Trump, dem eine übergroße Nähe zum Kreml-Chef vorgeworfen wurde. 

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