In den USA hat der Aufsehen erregende Prozess gegen einen weißen Ex-Polizisten wegen des gewaltsamen Todes des Afroamerikaners George Floyd begonnen. Derek Chauvin habe „übermäßige und unangemessene Gewalt“ gegen Floyd angewandt, sagte Staatsanwalt Jerry Blackwell in seinem Eröffnungsplädoyer am Montag. Freunde und Anwälte der Floyd-Familie gedachten des Verstorbenen mit einer emotionalen Geste vor dem Gerichtsgebäude und knieten minutenlang nieder.
Der angeklagte Chauvin habe sein Knie auf den Hals und Rücken von Floyd gedrückt, „bis das Leben aus ihm herausgepresst wurde“, sagte Blackwell. Damit habe der ehemalige Polizist seine Dienstmarke der Polizeibehörde von Minneapolis „verraten“, weil er nicht nach polizeilichen Vorschriften gehandelt habe.
Den Geschworenen wurde am Montag ein Handyvideo von der Tat gezeigt, das im Internet kursierte und eine Welle der Wut und des Protests ausgelöst hatte. Darauf ist zu sehen, wie Chavin Floyd sein Knie auf den Hals drückt, bis dieser erstickt. Die Geschworenen konnten hören, wie der mit Handschellen gefesselte Floyd stöhnte und nach Luft rang.
Zum Auftakt des Prozesses knieten Freunde und Angehörige des Afroamerikaners acht Minuten und 46 Sekunden vor dem Gerichtsgebäude in Minneapolis nieder, was exakt der Zeit entsprach, die Chauvin Floyd sein Knie in den Nacken drückte.
Die Gerichtsverhandlung sei „ein Referendum“ darüber, „wie weit Amerika in seinem Streben nach Gleichheit und Gerechtigkeit für alle gekommen ist“, sagte der Anwalt der Floyd-Familie, Ben Crump. „Die Fakten sind einfach. Was George Floyd tötete, war eine Überdosis an exzessiver Gewalt.“
Chauvin ist vor dem Gericht im US-Bundesstaat Minnesota wegen Mordes und Totschlags angeklagt. Dem 44-Jährigen drohen bis zu 40 Jahre Haft, falls er für den am schwersten wiegenden Vorwurf, „Mord zweiten Grades“, verurteilt wird. Da die Öffentlichkeit aufgrund der Corona-Pandemie nicht an der Verhandlung teilnehmen kann, wird diese im Internet übertragen. Es wird erwartet, dass der Prozess etwa einen Monat lang dauert.
Der Ex-Polizist hatte am 25. Mai 2020 dem wegen eines mutmaßlich falschen 20-Dollar-Scheins festgenommenen Floyd minutenlang das Knie in den Nacken gedrückt, obwohl dieser mehrfach klagte, er bekomme keine Luft. Floyds auf einem Handyvideo festgehaltener Tod löste in den USA beispiellose Proteste der Black-Lives-Matter-Bewegung gegen Rassismus und Polizeigewalt aus.
Drei weitere ehemalige Polizeibeamte sind ebenfalls im Zusammenhang mit dem Tod von Floyd angeklagt worden. Sie sollen zu einem späteren Zeitpunkt einzeln vor Gericht gestellt werden.