Ungeachtet des Umfragetiefs der Union wollen CDU und CSU am vereinbarten Zeitplan zur Entscheidung über die Kanzlerkandidatur festhalten. Es bleibe dabei, dass dies zwischen Ostern und Pfingsten entschieden werde, sagte CDU-Chef Armin Laschet am Montag nach einer CDU-Präsidiumssitzung in Berlin. Neben Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident ist auch CSU-Chef Markus Söder im Gespräch. Für eine Kandidatur des bayerischen Regierungschef sprachen sich mehrere CDU-Abgeordnete offen aus.
Laschet machte keine Angaben dazu, wann genau die K-Frage entschieden werden soll. Die Union war zuletzt in Umfragen deutlich unter die Marke von 30 Prozent gefallen. Dies sorgte für erhebliche Unruhe in der CDU/CSU und warf auch die Frage auf, ob die Entscheidung über den Kanzlerkandidaten schnell fallen sollte. Auch Söder verwies allerdings am Sonntagabend in der ARD-„tagesthemen“ darauf, dass ein Zeitplan vereinbart sei.
Laschet will am Dienstag zunächst mit einer Rede in Berlin den „Beteiligungsprozess“ am CDU-Wahlprogramm starten. Die CDU werde darum kämpfen, dass das Kanzleramt von der Union gestellt werde, sagte der Parteichef nach der Präsidiumssitzung. .
Angesichts konstant schwacher Popularitätswerte für Laschet sprachen sich mehrere CDU-Bundestagsabgeordnete offen für CSU-Chef Söder als Kanzlerkandidat aus. „Wir müssen mit dem antreten, mit dem wir nach Umfragen die besten Chancen haben, und das ist mit großem Abstand Markus Söder“, sagte der rheinland-pfälzische CDU-Bundestagsabgeordnete Johannes Steiniger dem „Spiegel“. „Bei mir an der Parteibasis kenne ich praktisch niemanden, der für Armin Laschet ist.“
Auch die baden-württembergische CDU-Bundestagsabgeordnete Ronja Kemmer sprach sich für Söder als Kanzlerkandidat aus. „Die letzten Wahlen zeigen, dass besonders das Vertrauen in Persönlichkeiten entscheidend ist“, sagte die Vize-Chefin der Jungen Gruppe der Unionsfraktion. „Das muss zusammen mit der Frage, wer den besten Plan für Deutschland hat und die wichtigen Zukunftsthemen angeht, der Maßstab sein.“
Die sächsische CDU-Bundestagsabgeordnete Veronika Bellmann forderte Laschet zum Verzicht auf die Kandidatur auf. Wenn er „der Union und dem Land einen Dienst erweisen will und selbst ein Höchstmaß an Souveränität an den Tag legen würde, dann würde er seinen Hut nicht in den Ring der Kanzlerkandidatur werfen“, sagte sie dem „Spiegel“. In den vergangenen Tagen hatte allerdings auch Laschet Rückendeckung aus den Reihen der CDU bekommen.
Der Vize-Vorsitzende der Unionsfraktion im Bundestag, Carsten Linnemann, forderte vom Parteichef ein offensiveres Krisenmanagement. „Wir müssen zeigen, dass die Union Corona-Management kann. Bei der Maskenaffäre müssen wir klar Schiff machen und thematisch müssen wir voll in die Offensive gehen“, sagte Linnemann der „Rheinischen Post“. Da sei Laschet „jetzt gefordert“.