Mehr als ein Jahr nach der Entdeckung einer vollkommen von der Außenwelt isoliert lebenden Großfamilie auf einem niederländischen Bauernhof hat die Justiz das Verfahren gegen den Familienvater eingestellt. Wegen seines schlechten körperlichen und geistigen Zustands könne der 68-jährige Gerrit Jan van D. nicht einem Prozess folgen und dessen Konsequenzen abschätzen, entschied am Donnerstag das zuständige Gericht in Assen.
Damit folgte das Gericht der Empfehlung der Ermittlungsbehörde, die wegen des Gesundheitszustands des Beschuldigten zu der Einschätzung gekommen war, dass ein faires Gerichtsverfahren unmöglich sei. Durch einen vor fünf Jahren erlittenen Gehirnschlag seien seine geistigen Fähigkeiten stark eingeschränkt.
Das frühere Sektenmitglied van D. hatte nach Überzeugung der Ermittler sechs seiner Kinder von 2007 bis 2019 auf einem Bauernhof in Ruinerwold im Norden der Niederlande festgehalten und mit Schlägen sowie Nahrungs- und Trinkwasserentzug misshandelt. Zwei weitere Kinder soll er sexuell missbraucht haben. Der Fall war an Licht gekommen, als eines der inzwischen erwachsenen Kinder im Oktober 2019 in verwahrlostem und verwirrtem Zustand in einem Gasthaus des Dorfes auftauchte.
Niederländischen Medien zufolge glaubte D. an ein baldiges Ende der Welt. Die Einstellung des Verfahrens sei vor allem für die älteren der Kinder eine harte Entscheidung, hatte die Staatsanwaltschaft Mitte Februar erklärt.