Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat die Belieferung von Dutzenden weiteren Entwicklungsländern mit Corona-Impfstoffen angekündigt und zugleich vor einem Nachlassen im Kampf gegen die Pandemie wegen der Immunisierungskampagnen gewarnt. Kommende Woche werde die internationale Corona-Impfinitiative Covax 31 weitere Länder mit insgesamt 14,4 Millionen Impfdosen beliefern, teilte die WHO am Freitag mit. Diese Wochen waren 20 andere Länder mit 20 Millionen Impfdosen beliefert worden, darunter Nigeria, Moldau und Indien.
„Die Ankunft des Impfstoffs ist ein Moment großer Hoffnung“, sagte der WHO-Notfalldirektor Michael Ryan bei einer Pressekonferenz in Genf. „Aber potenziell ist es auch ein Moment, in dem wir an Konzentration verlieren.“ Ryan sagte, er sei „wirklich besorgt, dass (…) wir denken, dass wir es überwunden haben. Das haben wir nicht.“
„Wir sollten die Hoffnung, die Impfstoffe bringen, (…) nicht verschwenden, indem wir in anderen Bereichen nicht mehr auf der Hut sind“, mahnte Ryan zu weiteren Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie.
WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus sagte, die Impfstoffverteilung über Covax sei zwar ein „ermutigender Prozess“, die Zahl der so verteilten Dosen sei aber „immer noch relativ gering“. Die Impfstoffproduktion müsse auch für ärmere Länder hochgefahren werden.
Tedros hob hervor, dass die ganze Welt von der Corona-Krise betroffen sei und ihre Auswirkungen auf die Psyche zu spüren bekomme. Die Pandemie verursache ein „Massentrauma“, das sogar größer sei „als das, was die Welt nach dem Zweiten Weltkrieg erlebte“.