Die eritreischen Truppen in der äthiopischen Konfliktregion Tigray haben nach Angaben von Äthiopiens Regierung mit ihrem international geforderten Abzug begonnen. Die eritreischen Soldaten hätten begonnen, das Gebiet zu verlassen, erklärte Äthiopiens Ministerpräsident Abiy Ahmed am Samstagabend.
Abiy hatte den Abzug vergangene Woche angekündigt. Erst drei Tage zuvor hatte er die Anwesenheit der eritreischen Truppen überhaupt zugegeben, nachdem er und die eritreische Regierung dies lange bestritten hatten. Doch der Druck auf Abiy war gewachsen, nachdem immer mehr Berichte über Massaker und sexuelle Gewalt durch eritreische Soldaten bekannt wurden.
Die äthiopischen Truppen hatten Anfang November eine Offensive gegen die in Tigray regierende abtrünnige Volksbefreiungsfront TPLF begonnen. Nach wenigen Wochen erklärte Abiy die TPLF für besiegt. Doch nach Angaben der International Crisis Group (ICG) vom Freitag dauerten die Kämpfe im Zentrum und im Süden der Region noch immer an.
Am Freitag schaltete sich die Gruppe der sieben führenden Industriestaaten (G7) in den Konflikt ein. Sie forderte in einer gemeinsamen Erklärung mit dem EU-Außenbeauftragten Josep Borrell einen raschen Abzug der Streitkräfte Eritreas aus Tigray. Zugleich verurteilten G7 und EU „die Tötung von Zivilpersonen, sexuelle und geschlechterspezifische Gewalt, willkürliche Bombardierungen und die Vertreibung von Bewohnern Tigrays sowie eritreischer Flüchtlinge“.
Das Verhältnis zwischen den ostafrikanischen Nachbarstaaten Äthiopien und Eritrea war nach einem 1998 entflammten Krieg über Jahre von großer Feindschaft geprägt. Für seine überraschende Initiative für einen Ausgleich mit Eritrea wurde Abiy 2019 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. Die Feindschaft zwischen Eritrea und der TPLF in der Grenzregion Tigray blieb jedoch bestehen.