Anklage gegen Tatverdächtigen wegen Amokfahrt von Trier erhoben

Die Justitia - ein Symbol der Rechtsstaatlichkeit
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Knapp fünf Monate nach der Amokfahrt in der Trierer Fußgängerzone hat die Staatsanwaltschaft der rheinland-pfälzischen Stadt Anklage wegen fünffachen Mordes gegen den 51-jährigen Tatverdächtigen erhoben. Darüber hinaus soll er sich unter anderem wegen versuchten Mordes in 18 Fällen sowie gefährlicher und schwerer Körperverletzung in 14 Fällen vor dem Trierer Landgericht verantworten, wie die Behörde am Donnerstag mitteilte.

Am 1. Dezember soll der Mann mit seinem Auto in die Fußgängerzone gefahren sein und fünf Menschen getötet haben. Auf seinem Weg durch mehrere Straßen soll er die Passanten mit hoher Geschwindigkeit erfasst haben, bevor er nach wenigen hundert Metern nahe der Porta Nigra ausstieg. Dort wurde der 51-Jährige auch festgenommen.

Er sei wahllos und gezielt in arglose Passanten gefahren, um möglichst viele von ihnen zu töten oder mindestens zu verletzen. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Mann Mord aus Heimtücke und mit gemeingefährlichen Mitteln vor. Beim ersten Zusammenstoß wurde eine 73-Jährige getötet. Sie wurde mit ihrem Ehemann frontal vom Auto erfasst. Beide erlitten schwerste Verletzungen. Bis heute befinde sich der Mann in intensivmedizinischer Behandlung.

Darüber hinaus wurden ein 45-jähriger Vater und seine neun Wochen alte Tochter getötet. Sie waren zusammen mit der Ehefrau und Mutter des Babys und dem eineinhalb Jahre alten Sohn zu einem Einkaufsbummel unterwegs, als sie von hinten erfasst wurden. Die Familie hatte nach Ansicht der Staatsanwaltschaft keine Möglichkeit, dem Fahrzeug auszuweichen. Die Mutter und das eineinhalbjährige Kind, die den Angriff überlebten, erlitten erhebliche Verletzungen.

Das vierte Todesopfer war eine 52-jährige Fahrradfahrerin. Der 51-Jährige soll frontal und gezielt auf sie zugefahren sein. Darüber hinaus starb eine 25-jährige Studentin, die hinterrücks erfasst und durch die Luft geschleudert wurde.

Zahlreiche Menschen wurden schwer verletzt. Einige müssen nach Angaben der Staatsanwaltschaft bis heute klinisch behandelt werden – darunter eine 14-Jährige und ein 63-Jähriger, der seit der Tat in einer Art Wachkoma liege. Viele der Opfer seien psychisch traumatisiert.

Das Motiv sei weiterhin unklar. Die Ermittler gehen von einem persönlichen Hintergrund der Tat aus. Bislang habe der 51-Jährige keine nachvollziehbare Erklärung abgegeben. In den polizeilichen Vernehmungen habe er zum Tatgeschehen nur rudimentäre und in Teilen widersprüchliche Angaben gemacht. Er habe im Wesentlichen behauptet, an Einzelheiten keine Erinnerung zu haben. Den Ermittlern zufolge soll er durch seine persönlichen Lebensumstände frustriert gewesen sein.

Laut vorläufiger Einschätzung eines psychiatrischen Sachverständigen leide der Mann an einer Psychose. In seinen Vernehmungen habe er realitätsfern anmutende Angaben über Geschehnisse gemacht, die ihm in seinem bisherigen Leben widerfahren sein sollen und durch die er sich von seiner Außenwelt benachteiligt sehe.

Vor diesem Hintergrund habe er eine angespannte Gefühlslage entwickelt, die Auslöser für die Tat gewesen sein soll. Hinweise für mögliche andere Motive, etwa ideologischer oder politischer Art, hätten sich bei den Ermittlungen nicht ergeben. Bei der Tat war er alkoholisiert.

Im Prozess müsse auch geklärt werden, ob der Tatverdächtige eingeschränkt schuldfähig sei. Ein Gutachten dazu sei in Auftrag gegeben worden. Es gebe für die Staatsanwaltschaft jedoch keine Anhaltspunkte für eine vollständige Aufhebung seiner Schuldfähigkeit.

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