Angesichts wachsender Bedrohungen verstärkt das Bundesverteidigungsministerium den Schutz deutscher Soldaten in Afghanistan. Der Einsatz „über den 30. April hinaus“ könne „zu einer höheren Gefährdung unserer Soldatinnen und Soldaten führen“, erklärte das Ministerium am Dienstag im Kurzbotschaftendienst Twitter. „Wir nehmen die Drohungen der Taliban ernst und werden unser Kontingent robuster ausstatten.“
Die Nato-Minister hatten beschlossen, gemeinsam mit den USA ab dem 1. Mai mit dem vollständigen Truppenabzug aus Afghanistan zu beginnen. Der Abzug der internationalen Truppen, zu denen auch das Bundeswehrkontingent gehört, soll im Herbst abgeschlossen sein.
Nach Ministeriumsangaben vom Dienstag sind bereits „konkrete Maßnahmen zum Schutz unserer Einsatzkräfte“ angelaufen. Bis Ende des Monats sollten weitere geschützte Fahrzeuge nach Afghanistan verlegt werden. Ein deutscher Mörserzug solle „in Kürze“ im deutschen Feldlager Camp Marmal eintreffen, erklärte das Ministerium weiter; weitere Kräfte zur etwaigen Verstärkung der Einsatztruppen würden in Deutschland bereit gehalten.
Bis Monatsende sollten zudem niederländische Verstärkungskräfte mit Mörser und Infanterie in Masar-i-Scharif eintreffen. Dort befindet sich auch das deutsche Lager Camp Marmal.
Derzeit sind noch rund 1100 Bundeswehr-Soldaten in Afghanistan im Einsatz – Deutschland ist damit nach wie vor der zweitgrößte Truppensteller nach den USA. Nach dem Beschluss der Verteidigungs- und Außenminister aller 30 Nato-Länder für einen „geordneten“ Abzug aus Afghanistan sollen auch sie bis spätestens September nach Hause zurückkehren.