CDU-Chef Armin Laschet wird der Kanzlerkandidat der Union – dazu gratulieren ihm selbst Vertreter der politischen Konkurrenz. Der heftige Machtkampf mit CSU-Chef Markus Söder im Vorfeld der Entscheidung sorgt aber weiterhin für Kritik. Wichtige Reaktionen im Überblick:
Grüne
Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock gratulierte Laschet, betonte aber, jetzt gehe es um Inhalte und „die nötigen Veränderungen“. Als Beispiele nannte sie die Themen Klimaschutz, Digitalisierung und Bildung sowie das Ringen um gesellschaftlichen Zusammenhalt. Grünen-Fraktionschef Anton Hofreiter kritisierte, dass die Union „kein Verfahren“ für die Nominierung ihres Kanzlerkandidaten gehabt habe.
SPD
Auch der Kanzlerkandidat der Sozialdemokraten, Olaf Scholz, hob hervor, er freue sich „auf eine sachliche Debatte über Inhalte und den Wettstreit um die besten Ideen für unser Land“. SPD-Fraktionschef Rolf Mützenich sprach allerdings mit Blick auf die Auseinandersetzung von Laschet und Söder von „Chaostagen“ in der Union und äußerte die Erwartung, „dass das Chaos dort auch nicht aufhört“.
Linke
Fraktionschefin Amira Mohamed Ali kritisierte das Drehen von CDU und CSU um sich selbst: „Man fragt sich schon, ob die Beteiligten eigentlich noch mitbekommen, was hier draußen los ist, nämlich dass wir hier immer noch eine Pandemie haben und viele Menschen in Not sind“, sagte sie in Berlin. Gleichwohl ließ auch Mohamed Ali Laschet ihre Glückwünsche zukommen.
FDP
Partei- und Fraktionschef Christian Lindner gratulierte Laschet nach eigenen Angaben persönlich. Die FDP kenne den CDU-Chef aus der gemeinsamen Koalition in Nordrhein-Westfalen und schätze ihn für „seine Fairness“. Es gebe eine Übereinstimmung in vielen Fragen, aber auch genug Unterschiede für einen spannenden Wahlkampf. Die FDP wünsche Laschet „viel Erfolg, soweit er nicht zu unseren Lasten geht“.
AfD
„Wer neben Baerbock grüne Unionspolitik betreiben wird, ob Söder oder Laschet, war immer nur eine Scheindiskussion“, kommentierte AfD-Vize Beatrix von Storch die Personalentscheidung. Es sei nur darum gegangen, wer die „vergrünte Politik“ von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) nach der Wahl mit den Grünen zusammen fortsetzen dürfe.
Umwelt- und Entwicklungsinitiativen
Die Klimainitiative Fridays for Future rief die Union auf, sich nun wieder wichtigen Fragen zuzuwenden: „Wann fangen wir an, die Klimakrise konsequent zu bekämpfen?“ Gefordert wurde vor allem ein schnellerer Kohleausstieg. Laschet stehe „klar zu den fossilen Industrien“ und werde es daher mit der Glaubwürdigkeit beim Klimaschutz schwer haben, urteilte Martin Kaiser von Greenpeace.
„Wer ins Kanzleramt will, muss auch die Welt im Blick haben“, mahnte die Entwicklungsorganisation One. Laschet solle sich für eine starke deutsche Entwicklungspolitik einsetzen. „Dazu zählt insbesondere die Bekämpfung extremer Armut und vermeidbarer Krankheiten.“
Wirtschaft
Arbeitgeberpräsident Rainer Dulger lobte die Durchsetzungskraft von Laschet. Als Belege nannte er dessen Wahlsieg 2017 im SPD-Stammland Nordrhein-Westfalen sowie seinen Erfolg im Ringen um den CDU-Vorsitz gegen Friedrich Merz. Dulger kritisierte jedoch auch die Phase der „Selbstbeschäftigung“ in der Union. „Wir müssen besser, schneller, moderner werden“, forderte der Industrieverband BDI.