Der offene Wettstreit zwischen CDU-Chef Armin Laschet und CSU-Chef Markus Söder um die Kanzlerkandidatur der Union ist in SPD und FDP auf Kritik gestoßen. Der Parlamentarische Geschäftsführer der SPD-Bundestagsfraktion, Carsten Schneider, sagte am Sonntag dem Portal „t-online“, das gemeinsame Regieren mit der Union sei „durch das Führungsvakuum nicht leichter geworden“. Die beiden Vorsitzenden von CDU und CSU sollten ihr „Schaulaufen endlich einstellen“.
Schneider kritisierte auch das Agieren von Söder und Laschet als Ministerpräsidenten von Bayern und Nordrhein-Westfalen in der Corona-Krise: „Als Ministerpräsidenten von zwei großen Bundesländern hat bei beiden Reden und Handeln nicht zusammengepasst“, sagte Schneider. Auch deshalb werde nun mit einem Bundesgesetz für mehr Einheitlichkeit gesorgt, sagte er mit Blick auf geplante Änderung des Infektionsschutzgesetzes.
FDP-Vize Wolfgang Kubicki machte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) mitverantwortlich für die Situation der Union. „Die Union ist aktuell in keinem guten Zustand“, sagte Kubicki der Düsseldorfer „Rheinischen Post“ (Montagsausgabe). Vielen CDU-Abgeordneten und -Führungskräften falle jetzt auf, viel zu lange auf die Kanzlerin gebaut zu haben.
„Angela Merkel waren programmatische Linien immer egal. Jetzt ist die Union inhaltlich vollständig entkernt“, sagte der FDP-Politiker. Es sei zu erwarten, „dass diese Entwicklung mit einem Kanzlerkandidaten Söder, der ja für seine programmatische Beliebigkeit bekannt ist, eher noch beschleunigt wird“, fügte Kubicki hinzu. Die Union gehe bis zur Bundestagswahl noch einen „schweren Gang“, sagte Kubicki voraus.
Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) bekundete dagegen Unterstützung für die Kanzlerkandidatur seines Parteifreunds Söder. „Die Menschen in ganz Deutschland spüren und sehen, dass Markus Söder das Können zum Kanzler hat. Ab heute weiß jeder, dass er dazu auch bereit ist“, sagte Scheuer in seiner Funktion als Sprecher der CSU-Bundesminister und Bezirksvorsitzender der CSU Niederbayern der „Passauer Neuen Presse“ (Montagsausgabe). Jetzt gelte es, „für Deutschland und für die Union die beste Entscheidung zusammen mit der CDU zu treffen“.
Laschet und Söder hatten am Sonntag in einer Klausurtagung der Fraktionsspitze beide ihre Bereitschaft erklärt, sich für die Nachfolge von Bundeskanzlerin Merkel zu bewerben. Beide wollen die Kandidatenfrage rasch und einvernehmlich lösen – Zeitplan und Verfahren blieben aber unklar. Am Montag beraten die Präsidien von CDU und CSU in getrennten Sitzungen über die konkurrierenden Ansprüche ihrer Parteivorsitzenden.