Der wegen seiner Finanzen unter Druck stehende britische Premierminister Boris Johnson hat auch knapp sieben Monate nach einer gerichtlichen Aufforderung eine Schuld von umgerechnet 624 Euro nicht beglichen. Über die der Nachrichtenagentur AFP am Mittwoch vorliegenden Gerichtsdaten hatte das Magazin „Private Eye“ zuerst berichtet. In den Unterlagen ist Johnson unter seiner Dienstadresse Downing Street als Kreditnehmer angegeben. Wofür das Geld bestimmt war und wer es Johnson geliehen hat, ist daraus nicht ersichtlich.
Die Schuld über 535 Pfund habe nichts mit der umstrittenen Luxus-Renovierung von Johnsons Dienstwohnung zu tun, sagte ein Sprecher des britischen Premiers. Dafür seien alle Rechnungen fristgemäß bezahlt worden – entweder von der Regierung oder Johnson selbst. Auf die Frage, ob Johnson noch weitere Schulden begleichen müsse, sagte der Sprecher: „Darüber sollten Sie sich keine Sorgen machen, nein.“
Wegen der Renovierung der Dienstwohnung hat die für die Überwachung der Parteien- und Wahlfinanzierung zuständige Wahlkommission eine offizielle Untersuchung eingeleitet, die klären soll, ob die Renovierung über private Spenden oder auf andere unlautere Weise finanziert wurde. Der konservative Premier bestreitet jegliches Fehlverhalten.
Johnsons ehemaliger Chefberater Dominic Cummings hatte Pläne Johnsons, „heimlich“ private Spender für den Umbau aufkommen zu lassen, durchsickern lassen. Auch andere Enthüllungen der jüngsten Zeit, die Johnson unter anderem im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie in sehr schlechtes Licht rücken, werden Cummings zugeschrieben.