Werden wir von Aliens beobachtet? Ufo-Fans in aller Welt erhoffen sich Aufklärung durch einen US-Bericht, der im Juni veröffentlicht werden soll. Geheimdienstdirektorin Avril Haines wird dann bislang geheime Forschung des Verteidigungsministeriums zu unbekannten Flugobjekten offenlegen. Seit Wochen brodeln die Spekulationen, doch die Erwartungen könnten enttäuscht werden: Anstelle von grünen Mars-Männchen könnten zumindest hinter einigen der Ufos höchst irdische Akteure stehen.
Die Spannung jedenfalls steigt. Kürzlich berichteten Piloten der US-Navy in der angesehenen Fernsehsendung „60 Minutes“ über von ihnen beobachtete Flugobjekte, die sich mit irrwitziger Geschwindigkeit und Wendigkeit bewegten.
Selbst der frühere US-Präsident Barack Obama hat die Gerüchteküche angeheizt. „Über Aliens gibt es einige Dinge, die ich hier nicht sagen kann“, scherzte Obama Mitte Mai in der „Late Late Show“ von Moderator James Corden. „Was wahr ist – und ich meine das ernst – ist, dass es Bilder und Aufnahmen von Objekten im Himmel gibt, von denen wir nicht genau wissen, was sie sind, und bei denen wir nicht erklären können, wie sie sich bewegen.“
Und der frühere Geheimdienstdirektor John Ratcliffe sagte schon im März im Sender Fox News: „Es gibt viel mehr Sichtungen, als öffentlich gemacht werden.“
Das US-Verteidigungsministerium forscht schon seit Jahrzehnten im Geheimen über unbekannte Flugobjekte, oder unidentifizierte Luftraum-Phänomene (UAP), wie es das Pentagon nennt. Der Kongress ordnete im vergangenen Jahr eine Offenlegung von Teilen der Erkenntnisse an. Während in den kommenden Wochen eine Kurzfassung des Berichts öffentlich gemacht wird, erhält der Kongress auch eine längere Fassung mit weiterhin klassifizierten Informationen.
Das Verteidigungsministerium hatte bereits im vergangenen Jahr drei Videos mit als „nicht identifiziert“ eingestuften Flugobjekten veröffentlicht. Ein Pentagon-Vertreter sagt jetzt, mysteriöse Sichtungen könnten ganz einfache Erklärungen haben: Es könnte sich unter anderem um Wetterballons oder Drohnen handeln.
Außerdem könnten viele Variablen den Piloten bei seiner Wahrnehmung täuschen, etwa die Geschwindigkeit seines Flugzeugs, Spiegelungen des Sonnenlichts oder das Wetter. So kann ein Objekt, dass sich in Wirklichkeit langsam fortbewegt, sehr schnell erscheinen.
Ohnehin interessiert das Pentagon bei seiner Forschung weniger, ob tatsächlich Aliens die Erde besuchen. Die Experten des Verteidigungsministeriums gehen vielmehr der Frage nach, ob sie es möglicherweise mit neuer Rüstungstechnologie von Rivalen wie Russland und China zu tun haben. Es wäre ein Albtraum für die Weltmacht, wenn potenzielle Gegner über technologisch überlegenes Militärgerät verfügen.
„Das Verteidigungsministerium nimmt jeden Bericht über ein Eindringen von identifizierten oder nicht identifizierten Fluggeräten in unseren Luftraum sehr ernst und untersucht jeden von ihnen“, sagt Pentagon-Sprecherin Sue Gough. „Mit dem Sammeln zusätzlicher Daten wollen wir die Kluft zwischen identifiziert und nicht identifiziert schließen und strategische Überraschungen mit Blick auf gegnerische Technologie vermeiden.“
Deswegen ist das Pentagon auch so verschlossen bei seiner Ufo-Forschung: Sollte ein neuartiges Objekt tatsächlich von einem anderen Land stammen, wollen die US-Militärs nicht offenlegen, was sie darüber wissen oder nicht wissen. Zumal das wiederum Rückschlüsse auf die US-Fähigkeiten ermöglichen würde, solche Objekte zu orten und zuzuordnen.
Luis Elizondo, der in dem Pentagon-Ufo-Programm arbeitete, sagte dem Sender ABC kürzlich, einige der gesichteten Objekte würden „alles übertreffen, was wir in unserem Inventar habe“. „Wir wissen: Was auch immer das in unserem Himmel ist, es ist echt. Die Frage ist, was ist es?“
Vielleicht wird der neue US-Bericht im Juni diese Frage beantworten – oder aber noch mehr Fragen aufwerfen. Ufologen warten voller Ungeduld.