Forderung Spahns nach Inzidenz von unter 20 stößt auf Widerstand

Jens Spahn - Bild: BMG/Thomas Ecke
Jens Spahn - Bild: BMG/Thomas Ecke

Die Ankündigung von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU), er strebe für weitreichende Öffnungen im Sommer einen Corona-Inzidenzwert von unter 20 an, stößt auf Widerspruch. „Willkürliche Inzidenzziele aus dem Hut zu zaubern, hilft erst einmal niemandem“, sagte Linken-Fraktionschefin Amira Mohamed Ali der „Welt“ vom Dienstag. Auch Vertreterinnen und Vertreter anderer Parteien äußerten Vorbehalte.

„Mit seinen Spekulationen verbreitet Herr Spahn nur öffentliche Verunsicherung“, sagte FDP-Fraktionsvize Michael Theurer ebenfalls der „Welt“. „Statt über Inzidenzen zu spekulieren, sollte Herr Spahn seine Hausaufgaben bei den Impfstoffen machen“, forderte er den Gesundheitsminister auf.

„Allein auf die Inzidenz zu schauen, wird in den nächsten Wochen nicht reichen“, äußerte sich auch Grünen-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt in dem Blatt zurückhaltend. Sie betonte allerdings, grundsätzlich sei eine Strategie der niedrigen Infektionszahlen richtig. „Wir sind noch lange nicht über den Berg“ mahnte die Grünen-Politikerin zur Vorsicht bei Öffnungen.

„Wir führen jetzt keine neuen Grenzwerte ein“, sagte Unions-Fraktionsvize Stephan Stracke der „Welt“ mit Blick auf die Ankündigung Spahns. Dessen Zielrichtung von 20 sei jedoch „vollkommen richtig“. Stracke erinnerte daran, dass der Inzidenzwert der Neuinfektionen in sieben Tagen pro 100.000 Menschen im vergangenen Sommer noch erheblich darunter gelegen habe. „Dies sollte uns Ansporn sein“, betonte der CSU-Politiker.

Auch Spahn hatte zuvor der „Bild am Sonntag“ auf die niedrigen Inzidenzwerte Mitte 2020 verwiesen. „Das sollten wir wieder anstreben“, begründete er seinen Aufruf zur Vorsicht beim weiteren Vorgehen.

Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz bei den Corona-Infektionen geht derzeit stetig zurück. Wie das Robert-Koch-Institut am Montagmorgen unter Berufung auf Angaben der Gesundheitsämter meldete, lag sie zuletzt bei 58,4 Fällen pro 100.000 Einwohner. Allerdings könnte der Wert derzeit wegen der Pfingstfeiertage niedriger liegen, als es sonst der Fall wäre, weil weniger getestet und weniger Testergebnisse übermittelt wurden.

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