Fortsetzung im Mordprozess gegen US-Immobilienerben Robert Durst

Symbolbild: US-Justiz
Symbolbild: US-Justiz

Fortsetzung in einem bizarren US-Kriminalfall: Nach 14-monatiger Unterbrechung ist der aufsehenerregende Prozess gegen den New Yorker Immobilienerben Robert Durst wieder aufgenommen worden. Ein Richter in Los Angeles lehnte am Montag einen Antrag der Verteidigung ab, das Verfahren erneut zu vertagen. Die Verteidigung habe bereits „mindestens fünf Jahre Zeit gehabt, um sich auf alle möglichen Szenarien“ vorzubereiten.

Dursts Anwälte hatten argumentiert, die lange Prozesspause wegen der Corona-Pandemie habe ihrem Mandaten geschadet. Außerdem leide der 78-Jährige an zahlreichen Gesundheitsproblemen und habe unter anderem Krebs. Der Prozess wird voraussichtlich noch mehrere Monate dauern.

Richter Mark Windham erklärte dazu, es gebe keinerlei Hinweis, dass Dursts geistige Fähigkeiten eingeschränkt seien. Den Prozess wegen chronischer Erkrankungen zu unterbrechen, würde zudem letztlich bedeuten, dass einige Angeklagte eine „Immunität vor Strafverfolgung“ hätten. Durst selbst war am Montag nicht im Gerichtssaal.

Der Prozess gegen den unter anderem aus einer HBO-Doku-Serie bekannten Durst hatte im März 2020 begonnen. Wegen der Corona-Pandemie musste das Verfahren aber nach nur zweitägigen Zeugenanhörungen unterbrochen werden.

Die Staatsanwaltschaft wirft dem exzentrischen Multimillionär vor, im Dezember 2000 seine enge Freundin Susan Berman in ihrem Haus in Los Angeles mit einem Schuss in den Hinterkopf getötet zu haben. Er wollte demnach verhindern, dass die Krimiautorin und Tochter eines Gangsters aus Las Vegas von der Polizei zum Verschwinden seiner Ehefrau Kathleen im Jahr 1982 befragt wird.

Auch bei dem Verschwinden seiner Frau steht Durst unter Verdacht. Der Immobilienerbe weist die Vorwürfe zurück.

Durst war im März 2015 in einem Hotelzimmer in New Orleans festgenommen worden – nur wenige Stunden vor Ausstrahlung des Finales der HBO-Fernsehdokumentation „The Jinx: The Life and Deaths of Robert Durst“ („Der Unglücksbringer: Das Leben und die Tode des Robert Durst“).

Darin hatte Durst offenbar unbeabsichtigt eine Art Mordgeständnis abgelegt. Der Multimillionär war sich offenbar nicht bewusst, dass das Mikrofon angeschaltet war, als er die Toilette aufsuchte. Dabei murmelte er vor sich hin: „Was zum Teufel habe ich getan? Sie alle umgebracht, natürlich.“ Dursts Anwälte argumentieren, die Aufnahme sei stark bearbeitet und verändert worden.

Nach seiner Festnahme hatte Durst gegenüber der Staatsanwaltschaft ausgesagt, er habe während der Dreharbeiten für die Doku-Serie unter Drogeneinfluss gestanden. Seine damals getätigte Aussage habe daher keine Bedeutung.

Die HBO-Dokumentation befasste sich auch ausführlich mit dem Tod eines Nachbarn Dursts im Bundesstaat Texas im Jahr 2001. Der Immobilienerbe hatte den Mann in einer Auseinandersetzung erschossen und dessen Leiche zerstückelt. Zwei Jahre später wurde er aber überraschend wegen Notwehr freigesprochen.

Durst hatte ausgesagt, seinen Nachbarn versehentlich beim Gerangel um die Waffe erschossen zu haben. Damals lebte der Multimillionär unter falschem Namen in Texas und gab sich als stumme Frau aus.

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