Niederlande liefern Reemtsma-Entführer Drach nach Deutschland aus

Die Justitia - ein Symbol der Rechtsstaatlichkeit
Die Justitia - ein Symbol der Rechtsstaatlichkeit

Ein Gericht in Amsterdam hat die Auslieferung des Reemtsma-Entführers Thomas Drach nach Deutschland verfügt und damit den Weg für einen möglichen weiteren Prozess gegen den unterdessen 60-Jährigen in der Bundesrepublik geebnet. „Die Auslieferung wurde genehmigt“, erklärte das Amsterdamer Bezirksgericht am Dienstag. Drach soll 2018 und 2019 drei bewaffnete Überfälle auf Geldtransporter in Deutschland begangen haben und sich dafür demnächst vor Gericht verantworten.

Unklar blieb zunächst der genaue Zeitpunkt von Drachs Überstellung nach Deutschland. Der Reemtsma-Entführer war am 23. Februar in den Niederlanden auf Grundlage eines Europäischen Haftbefehls festgenommen worden und sitzt seither in dem Nachbarland in Auslieferungshaft.

Die Überfälle auf die drei Geldtransporter soll Drach mit weiteren Tätern in Köln-Godorf, am Flughafen Köln/Bonn und in Frankfurt am Main verübt haben. Die Staatsanwaltschaft Köln legt ihm deswegen gemeinschaftlichen schweren Raub in drei Fällen sowie einen Verstoß gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz zur Last – den Überfall am Kölner Airport soll er mit einem Maschinengewehr begangen haben.

Zwei Geldboten wurden bei diesem Überfall und der Tat in Frankfurt durch Schüsse schwer verletzt. Im Zusammenhang mit zwei der drei Gewalttaten wurde zuletzt auch ein mutmaßlicher Komplize Drachs in den Niederlanden festgenommen. Bei allen drei Raubüberfällen waren die Täter mit in den Niederlanden gestohlenen und mit falschen Kennzeichen ausgestatteten Autos geflüchtet, hatten diese unweit der Tatorte angezündet und die Flucht mit anderen Fahrzeugen fortgesetzt.

Nach dem Raubüberfall am Flughafen Köln/Bonn fanden die Ermittler die Tatwaffe, ein Kalaschnikow-Sturmgewehr AK-47, in dem vollständig ausgebrannten Auto. Durch die Auswertung der Videoaufzeichnungen zu dem Überfall am Flughafen Köln/Bonn und anschließende teils verdeckte Ermittlungen gelang es den Strafverfolgern, einen Fluchtwagen zu identifizieren und zu beschlagnahmen.

Drachs Name ist untrennbar mit der Entführung des Mäzens Jan Philipp Reemtsma vor einem Vierteljahrhundert verbunden – einem der spektakulärsten Kriminalfälle der deutschen Nachkriegsgeschichte. Wegen der Reemtsma-Entführung wurde Drach im Jahr 2000 zu 14 Jahren und sechs Monaten Haft verurteilt. Im Oktober 2013 wurde er entlassen.

Die Entführer um Drach hatten den Erben der Tabakdynastie am 25. März 1996 in ihre Gewalt gebracht und ihn 33 Tage lang angekettet im Keller eines Landhauses bei Bremen gefangen gehalten. Am 26. April 1996 kam Reemtsma gegen Zahlung eines Lösegelds in zweistelliger Millionenhöhe frei.

Drach tauchte anschließend unter, erst 1998 machten ihn ihn Polizisten in einem Luxushotel in Argentiniens Hauptstadt Buenos Aires dingfest. Nach längerem juristischen Tauziehen wurde Drach nach Hamburg ausgeliefert und dort verurteilt. Bei einer Verurteilung wegen der Transporterüberfälle droht ihm nun erneut eine lange Haftstrafe.

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