Diakonie kritisiert Flüchtlingspolitik als „Politik der Abschottung“

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Der evangelische Sozialverband Diakonie hat die europäische Flüchtlingspolitik der vergangenen Jahre scharf kritisiert. Es habe eine „Politik der Abschottung statt der Integration“ gegeben, mit in der Folge tausenden im Mittelmeer ertrunkenen Menschen, erklärte die Diakonie am Donnerstag zum Weltflüchtlingstag in Berlin. Die kommende Bundesregierung forderte der Verband auf, mehr Anstrengungen für eine liberalere Flüchtlingspolitik zu unternehmen.

Der Verband fordert unter anderem, den Familiennachzug zu erleichtern. Die sogenannten Anker-Zentren und zudem alle Massenunterkünfte müssten geschlossen werden, um von Anfang an Integration zu fördern. In Deutschland nur geduldete Menschen sollten ein wirksames Bleiberecht bekommen. Außerdem solle die weitere Aufnahme von Flüchtlingen „in verantwortungsvoller Zahl“ ermöglicht werden, Abschiebungen in Krisengebiete wie Afghanistan sollten unterbleiben.

Eine von der Diakonie beauftragte Civey-Umfrage ergab, dass 58 Prozent der Deutschen die in den vergangenen Jahren nach Deutschland gekommenen Flüchtlinge als nicht gut in der Gesellschaft angekommen ansehen. Nur etwa ein Viertel – 28 Prozent – wolle, dass Deutschland mehr Flüchtlinge aufnehme.

Wie die katholische Bischofskonferenz mitteilte, waren in der katholischen Kirche in Deutschland im vergangenen Jahr trotz coronabedingter Hürden rund 35.000 Ehrenamtliche in der Flüchtlingshilfe aktiv. Dazu kamen 4400 Hauptamtliche. Aus den katholischen Diözesen flossen rund 124 Millionen Euro für die Flüchtlingsarbeit – 86 Millionen Euro für internationale Projekte, 38 Millionen Euro für Aktivitäten im Inland.

Wie das Statistische Bundesamt zum am Sonntag stattfindenden Weltflüchtlingstag mitteilte, wurden zwischen 2015 und 2019 deutlich mehr Schutzsuchende in Deutschland geboren als früher. Pro Jahr kamen hierzulande im Schnitt 27.200 Neugeborene mit Schutzstatus zur Welt, im Vergleich zu den fünf Jahren davor versechsfachte sich der Wert.

Der Aufenthaltsstatus der Neugeborenen hängt zunächst von ihren Eltern ab – also etwa davon, ob diese Asylbewerber sind. Trotz insgesamt rückläufiger Migration ist der Statistik zufolge davon auszugehen, dass auch in den nächsten Jahren eine erhöhte Zahl an Kindern mit Schutzstatus in Deutschland zur Welt kommt, da zwischen 2014 und 2016 viele junge Asylbewerber nach Deutschland kamen.

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