Inmitten parteiinterner Streitigkeiten hat die Linke im Saarland ihre Landesliste für die Bundestagswahl am 26. September aufgestellt. Zum Spitzenkandidaten kürte die Partei bei einer Mitgliederversammlung in Neunkirchen am Sonntag ihren Landesvorsitzenden Thomas Lutze. Er erhielt 199 Stimmen und setzte sich damit gegen den vom saarländischen Fraktionschef Oskar Lafontaine unterstützten Gegenkandidaten Dennis Lander durch. Für den Landtagsabgeordneten stimmten 150 Delegierte.
Der saarländische Linken-Landesvorstand hatte Lafontaine kürzlich vorgeworfen, er und die stellvertretende Fraktionsvorsitzende Astrid Schramm seien „die treibenden Kräfte in der seit Jahren praktizierten innerparteilichen Schlammschlacht zu Lasten der Partei“. Es sei „eine Frage des Anstands“, wenn die Politiker ihre Parteimitgliedschaft aufgäben und ihre Landtagsmandate zurückgäben.
Die Landtagsfraktion stellte sich hinter Lafontaine, der Lutze aufgefordert hatte, nicht erneut für den Spitzenplatz zu kandidieren, da gegen ihn Ermittlungen wegen Urkundenfälschung laufen. Die Fraktion warf dem Landesvorstand außerdem vor, die Mitgliederdatenbank „trotz zweimaliger Aufforderung des Bundesvorstands, zuletzt Ende April“ nicht „in Ordnung gebracht“ zu haben.
Lafontaine erklärte nach Lutzes Kür zum Spitzenkandidaten, das Ergebnis sei „zu erwarten“ gewesen. „Gegen das System manipulierter Mitgliederlisten und fingierter Beitragszahlungen haben normale Mitglieder keine Chance.“ Er forderte den Bundesvorstand seiner Partei erneut auf, „diesen Betrügereien ein Ende zu bereiten“.
Lafontaine ist innerhalb der Linken schon seit Längerem umstritten. Kritisiert wurde er vor allem für die mit seiner Ehefrau Sahra Wagenknecht initiierten Sammlungsbewegung „Aufstehen“ und seine Positionen zur Flüchtlingspolitik. Seit 2009 ist der 77-Jährige Fraktionsvorsitzender der Linken im saarländischen Landtag.