Die FDP-Verteidigungspolitikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann sieht in dem Aufstand Jewgeni Prigoschins gegen die russische Militärführung trotz dessen Abbruchs eine Chance für die Ukraine. „Für Putin ist das eine Demütigung, ein solches Vorkommnis hat es in Putins politischem Leben nicht gegeben“, sagte Strack-Zimmermann dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“. Es sei bis dato mit Sicherheit für die ganze Welt – in und außerhalb Russlands – auch „unvorstellbar“ gewesen.
„Möglicherweise ist in den letzten 24 Stunden im inneren Machtgefüge Moskaus der erste Haarriss entstanden. Mehrere solcher Haarrisse könnten in Zukunft die gesamte Stabilität seiner Regierung beeinträchtigen“, sagte die Vorsitzende des Verteidigungsausschusses des Bundestags. Für den russischen Angriffskrieg würden vor allem Männer aus den Teilrepubliken der Russischen Föderation eingezogen, nicht aus Moskau oder Sankt Petersburg.
„Somit bekommt die Gesellschaft in Russland deutlich weniger von dem Krieg in der Ukraine mit: Durch solche Verwerfungen könnten jetzt mehr Menschen in Russland das Gefühl bekommen, dass der Krieg auch näher rücken könnte. Auch die Motivation der russischen Soldaten, die im Kriegseinsatz in der Ostukraine sind, könnte es beeinflussen“, sagte Strack-Zimmermann. „Darin liegt auch die Chance, dass die Ukraine sich noch erfolgreicher zur Wehr setzt.“
Die spannende Frage werde nun sein, wie es mit den Wagner-Söldnern weitergehe, so Strack-Zimmermann. „Die Privatarmee ist auch außerhalb Russlands und der Ukraine aktiv. So auch in Syrien und in Mali. Sie haben Jahre lang die Drecksarbeit für Putin erledigt. Nun wird sich zeigen, ob sich diese Privatarmee, die außerhalb des staatlichen Gewaltmonopols agiert, wirklich in die reguläre Armee integrieren lässt.“