Das Bundesgesundheitsministerium rechnet für die Corona-Impfungen von Jugendlichen zwischen zwölf und 18 Jahren mit einem Bedarf von knapp 6,4 Millionen Impfdosen des Herstellers Biontech. Dies geht aus Unterlagen hervor, die das Ministerium den Ländern zur Vorbereitung des Impfgipfels am Donnerstag zugesandt hat und die der Nachrichtenagentur AFP vorliegen. Bis Ende August soll demnach möglichst die gesamte Altersgruppe ein Impfangebot erhalten.
Den Unterlagen des Ministeriums zufolge leben in Deutschland 5,3 Millionen Menschen zwischen zwölf und 18 Jahren. Für sie wird „eine Impfbereitschaft von 60 Prozent angenommen“. Damit liege der „aktuell angenommene Bedarf bei jeweils 3,18 Millionen Dosen für die Erst- und die Zweitimpfung“ von Kindern und Jugendlichen. Eine Impfpflicht für Kinder und Jugendliche, etwa als Voraussetzung für den Schulbesuch, hat Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) ausgeschlossen.
Der Bund wolle den Ländern die erforderlichen Impfdosen „schrittweise aus den Gesamtliefermengen für Juni, Juli und August zusätzlich zur Verfügung stellen“, heißt es in einer der Vorlagen. Die Länder sollten mit „landesspezifischen Konzepten“ sicherstellen, dass die Impfdosen gezielt für die Impfung der fraglichen Altersgruppe eingesetzt werden.
Allerdings ist der Impfstart für Jugendliche ab zwölf abhängig von einer Genehmigung durch die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA). Die EMA will am Freitag mitteilen, ob sie den Corona-Impfstoff von Biontech/Pfizer für Jugendliche zwischen zwölf und 15 Jahren zulässt; er ist bereits ab 16 Jahren zugelassen.
Die Ständige Impfkommission (Stiko) in Deutschland berät derzeit über ihre Empfehlung zu Corona-Impfungen bei Kindern und Jugendlichen. Stiko-Chef Thomas Mertens bekräftigte am Donnerstag seine Zurückhaltung bei diesem Thema. „Gerade wenn es jetzt um die generelle Impfung von Kindern geht, dann müssen wir doch wirklich sehr sicher sein, dass das, was wir tun, auch wirklich zum besten Wohl der Kinder geschieht“, sagte er im Sender Phoenix.
Die Corona-Impfungen für Kinder und Jugendliche sollten zentrales Thema bei dem per Videokonferenz abgehaltenen Gipfelgespräch von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) mit den Länderregierungschefs sein, das am Donnerstagnachmittag begann. Unter anderem Berlins Regierende Bürgermeister Michael Müller und Niedersachsen Ministerpräsident Stephan Weil (beide SPD) sprachen sich vorab für ein zügiges Impfangebot für junge Menschen aus.
Auch der allgemeine Fortgang der Impfkampagne dürfte Thema der Bund-Länder-Beratungen sein. Den Unterlagen des Bundesgesundheitsministeriums zufolge werden bis Ende Juni voraussichtlich über 40 Millionen Menschen in Deutschland – mehr als 50 Prozent der Bevölkerung – mindestens einmal geimpft sein.
Am 7. Juni soll die Priorisierung aufgehoben werden, die einen Zugang zur Impfung bisher von Faktoren wie Alter, Vorerkrankungen oder Berufsgruppe abhängig macht. Die entsprechende Neufassung der Impfverordnung wird den Ministeriumspapieren zufolge derzeit fertiggestellt. Sie solle spätestens am 1. Juni im Bundesanzeiger veröffentlicht werden und am 7. Juni in Kraft treten.
„Auch nach der Aufhebung der Impfpriorisierung stellen die Länder sicher, dass etwaige Nachzügler aus den Priorisierungsgruppen möglichst kurzfristig ein Impfangebot erhalten können“, heißt es in den Unterlagen. „Darüber hinaus bleibt die Entscheidung einzelner Länder, je nach jeweiligem Stand der Impfkampagne die Priorisierung in ihren Impfzentren generell noch aufrecht zu erhalten, unbenommen.“