Wirtschaftsweiser Werding will „Rente mit 63“ nur für Geringverdiener

Martin Werding (Archiv) (via dts Nachrichtenagentur)
Martin Werding (Archiv) (via dts Nachrichtenagentur)

Angesichts der erneut gestiegenen Anträge bei der „Rente mit 63“ fordert der Wirtschaftsweise Martin Werding eine weitreichende Reform bei dem Frühverrentungsprogramm und regt an, das Angebot künftig auf langjährige Geringverdiener zu beschränken.

„Zum Beispiel könnte eine abschlagsfreie Frührente dann nur noch Versicherten offenstehen, die pro Beitragsjahr weniger als 60 Prozent des Durchschnittsentgelts aller Versicherten verdient haben. Die Wahrscheinlichkeit, dass sie besonders belastende Tätigkeiten ausgeübt haben und vor Erreichen der Regelaltersgrenze gesundheitlich am Limit sind, steigt dann deutlich an“, sagte Werding den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. Werding zufolge sind Bezieher abschlagsfreier Frührenten überdurchschnittlich gesund und werden oft noch dringend als Fachkräfte gebraucht.

Im zurückliegenden Jahr hatten rund 300.000 und damit so viele Menschen wie noch nie bei der Deutschen Rentenversicherung (DRV) den vorzeitigen Abschied aus dem Arbeitsleben beantragt. Die Rentenversicherung erklärt den Anstieg auf Anfrage mit den Geburtsjahrgangsstärken in der Baby-Boomer-Generation, die nun verstärkt in Altersrente gehen. Mittlerweile seien gut 30 Prozent aller Rentenzugänge der „Rente mit 63“ zuzuordnen, so die DRV.

Bei der „Rente mit 63“ können besonders langjährig Versicherte nach 45 Versicherungsjahren abschlagsfrei in den Ruhestand gehen. Bei Einführung konnten zwar noch alle vor 1953 Geborenen nach einer Versicherungszeit von 45 Jahren ohne Abschläge mit 63 Jahren in Rente gehen. Für alle zwischen 1953 und 1963 Geborene gilt das nicht mehr, da das Rentenalter schrittweise angehoben wird. 2022 lag das Durchschnittsalter der Rentenzugänge bei der Altersrente für besonders langjährig Versicherte bei rund 64,1 Jahren, so die DRV.

Michaela Engelmeier, die Vorstandsvorsitzende des Sozialverbands Deutschland (SoVD), lehnte den Vorstoß des Wirtschaftsweisen ab. „Sind es wirklich `die Falschen`, die nach 45 Jahren etwas früher in Rente gehen können? Wir sagen nein. Denn an die 45 Jahre sind sehr strenge Voraussetzungen geknüpft. Statt diesen Personen einen etwas früheren Renteneintritt streitig zu machen, sollten die Bemühungen dahin gehen, dass möglichst viele Menschen ebenfalls in den Genuss einer abschlagsfreien Rente kommen und die Menschen gesund bis zur Rente arbeiten können.“ Diese Diskussion gehe völlig am Problem vorbei, so Engelmeier.

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