Baldiges Aus für Öl- und Gasheizungen – Experte gibt Tipps

Wärmepumpe im Vorgarten (über cozmo news)
Wärmepumpe im Vorgarten (über cozmo news)

Der Klimawandel ist zweifellos eine der größten Herausforderungen unserer Zeit. Um irreversible Schäden auf unserem Planeten zu verhindern, haben die EU-Staaten nun endgültig grünes Licht für ein neues EU-Gesetz gegeben, nach dem ab 2030 alle neu gebauten Gebäude emissionsfrei sein müssen. Ziel ist es, den gesamten Gebäudebestand bis 2050 klimaneutral zu machen – eine Entscheidung, die für Millionen von Menschen in der EU einschneidende Veränderungen mit sich bringt.

Die neuen Regelungen sind Teil des European Green Deal, der zahlreiche Maßnahmen zum Umweltschutz und zur Emissionsreduktion umfasst. Die Staats- und Regierungschefs haben zwei Jahre Zeit, um die neuen Regelungen einzuführen. Eine besonders große Herausforderung stellt dabei die Umstellung der gängigen Heizsysteme dar.

Auf welche Veränderungen sich Privatpersonen und Unternehmen jetzt vorbereiten sollten, erklärt Energieberater Luca Arenz.

Das neue Gebäudeenergiegesetz

Die Bekämpfung des Klimawandels ist eine der obersten Prioritäten der EU. Um dieses Ziel zu erreichen, hat das EU-Parlament nun neue Gesetze verabschiedet, die den Mitgliedstaaten den Rahmen für nationale Maßnahmen geben. Deutschland hat bereits proaktiv gehandelt – und das Ende für Gas- und Ölheizungen beschlossen. Seit dem 1. Januar 2024 dürfen in Deutschland keine neuen Erdgas- und Ölheizungen mehr eingebaut werden. Stattdessen müssen neue Heizungen per Gesetz zu mindestens 65 Prozent mit erneuerbaren Energien arbeiten, und ab 2045 dürfen Gebäude nur noch mit erneuerbaren Energien beheizt werden. So sollen die Emissionen im Gebäudebereich deutlich reduziert werden. Zudem geht es darum, die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu verringern.

Die neue Gesetzgebung sieht vor, Gebäude in Energieeffizienzklassen von A bis H einzustufen. Bis 2030 sollen Gebäude der Klassen F, G und die nur in Deutschland existierende Klasse H, mindestens auf Klasse E gebracht werden. Ab 2033 muss dann mindestens Klasse D erreicht werden. Diese Vorgaben gelten für Neubauten und Bestandsgebäude gleichermaßen.

Herausforderungen der Gebäudesanierung in Deutschland

Die Herausforderung für Deutschland liegt in der großen Anzahl an zu sanierenden Gebäuden. Aktuell liegt die Sanierungsquote zwischen einem und drei Prozent. Bei dieser Geschwindigkeit würde es Stand jetzt noch etwa 40 Jahre dauern, um den gesamten Gebäudebestand zu modernisieren. Das Ziel, bis 2045 die Nutzung fossiler Energieträger zu beenden, wäre somit schwer zu erreichen. Positiv ist jedoch, dass der strikte Sanierungszwang bis 2030 für Wohngebäude entfällt. Das erleichtert Hausbesitzern den Übergang, indem es ihnen eine längerfristige Planung der Sanierungsmaßnahmen ermöglicht.

Für Neubauten und Nichtwohngebäude gelten dagegen strengere Effizienzstandards. Bereits ab 2024 müssen sie einen Großteil ihres Energiebedarfs aus erneuerbaren Energien decken. Es darf dann nichts mehr verbaut werden, was klimaschädlich ist. Doch was als klimaschädlich gilt, darüber ist sich die Politik bislang nicht ganz einig.

Beispielsweise gelten Wärmepumpen als klimafreundlich, da sie mit Strom aus erneuerbaren Quellen betrieben werden können. Gasheizungen, die auf Wasserstoff basieren, gelten ebenfalls als klimafreundlich, solange sie grünen Wasserstoff nutzen.

Grauer Wasserstoff gilt dagegen als klimaschädlich. Eine weitere Option ist Biogas, welches aber immer mit normalem Gas versetzt ist und damit nicht als nachwachsende Ressource eingestuft wird.

Industriebetriebe als Hauptleidtragende

Kleine und große Industriebetriebe sind besonders von den neuen Maßnahmen betroffen. Diese Unternehmen werden voraussichtlich erheblich investieren müssen, um ihre Gebäude und Produktionsanlagen auf den neuesten energetischen Stand zu bringen – eine Tatsache, die die Wettbewerbsfähigkeit und Attraktivität des Produktionsstandortes Deutschland auf lange Sicht mindern könnte. Im schlimmsten Fall könnte das zur Folge haben, dass Unternehmen ihre Produktion ins Ausland verlagern, wo weniger strenge Umweltauflagen gelten.

Wie die Bundesregierung den Industriebetrieben dabei helfen will, den neuen Regelungen nachzukommen, ist noch unklar. Es gibt Pläne, ein europaweites Wasserstoffnetz aufzubauen, um Gasheizungen künftig mit Wasserstoff zu versorgen.

Derzeit steht allerdings nicht genug grüner Wasserstoff zur Verfügung, um den Bedarf zu decken. Sicher ist jedoch, dass sich Privatpersonen und Unternehmen auf umfassende Veränderungen einstellen müssen.

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