Wissenschaftlicher Kommentar: Medienpädagoge fordert „Digitale Schule Bayern“

Das Erlanger Schloss
Das Erlanger Schloss - Bild: FAU

In der aktuellen Situation ausschließlich digitaler Lehre an Schulen sehe er Schwierigkeiten auf der Anbieterseite als auch bei den Familien, so Prof. Dr. Rudolf Kammerl, Lehrstuhl für Pädagogik mit dem Schwerpunkt Medienpädagogik an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Zwar müsse man Lehrerinnen und Lehrern ein großes Lob aussprechen, dass sie sehr schnell und aus dem Stand heraus versucht haben, mit den digitalen Möglichkeiten zu arbeiten. Das sei aber auch nicht in allen Schulen gleich so gelungen: „Man merkt auch bei den Lehrkräften, dass es unterschiedliche mediendidaktische Vorkenntnisse gibt, aber auch zum Teil unterschiedliches Engagement.“

Besonders wichtig aus seiner Sicht: eine stärkere Koordination und Abstimmung über Schulgrenzen hinweg. „Würde jede Lehrkraft nur eine Unterrichtseinheit vorbereiten und teilen, gäbe es binnen kürzester Zeit ein reichhaltiges Angebot“, so Kammerl weiter.  Man brächte – analog zur Virtuellen Hochschule Bayern – eine Digitale Schule Bayern, so seine Empfehlung: mit einem Angebot, das professionell gestaltet und allen Schülerinnen und Schülern zugänglich ist, die – aus welchen Gründen auch immer – gerade nicht an der Schule teilnehmen können.

Auf der Seite der Familien sieht er dagegen andere Schwierigkeiten – zum Beispiel aufgrund von sozialer Ungleichheit: „Bei sozial schwächeren Familien beginnt es schon damit, dass Schüler gar kein Zimmer haben, in das sie sich zurückziehen können, um zu lernen“, meint Kammerl. Vielleicht stünden auch gar nicht so viele digitale Endgeräte zur Verfügung.

Hier hätten manche Kommunen bereits begonnen, Leihgeräte zur Verfügung zu stellen. Es bedürfe aber eventuell noch anderer Hilfestellungen. Auch seien viele Eltern gar nicht mit diesen Formen des Lehrens vertraut und könnten wenig Hilfestellungen geben.

Auf der anderen Seite beobachte er im Augenblick sehr viel Zustimmung für die digitale Lehre: „Das sind Eltern, die selbst im Homeoffice arbeiten und froh sind, dass nebenan der Schüler schulische Aufgabe macht und nicht vor der Glotze sitzt oder an der Playstation.“

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