Commerzbank-Spitze will zurücktreten

Commerzbank-Hochhaus in Frankfurt am Main
Commerzbank-Hochhaus in Frankfurt am Main

Die Commerzbank steht vor einem unerwarteten Führungswechsel: Vorstandschef Martin Zielke bot am Freitag überraschend seinen Rücktritt an. Zielke wolle spätestens zum Jahresende „vorzeitig aus dem Vorstand auszuscheiden“, falls dies im Interesse der Bank liege, teilte die zweitgrößte deutsche Bank nach einer Sitzung des Präsidial- und Nominierungsausschusses des Aufsichtsrats mit. Der Aufsichtsrat werde am kommenden Mittwoch darüber entscheiden.

Auch der Aufsichtsratsvorsitzende Stefan Schmittmann kündigte an, sein Mandat zum 3. August niederzulegen, wie es in der Mitteilung weiter hieß.

Zu den Gründen für die Rücktritte äußerte sich die Commerzbank zunächst nicht. Die Ankündigung erfolgt jedoch inmitten von Diskussionen über eine neue Restrukturierung der Bank. Laut einem Bericht des „Handelsblatts“ hatten in der Belegschaft zuletzt Überlegungen des Vorstands für Unruhe gesorgt, wonach bis 2023 zwischen 7000 und 11.000 Arbeitsplätze gestrichen werden könnten. Derzeit beschäftigt die Bank knapp 40.000 Mitarbeiter.

Konkrete Strategiepläne sollten dem „Handelsblatt“ zufolge ursprünglich spätestens bei der Vorstellung der Halbjahreszahlen am 5. August bekanntgegeben werden. „Die Zahlen, die über einen möglichen Stellenabbau kursieren, sorgen in der Belegschaft für große Verunsicherung“, sagte Betriebsratschef Uwe Tschäge der Zeitung. 

Nach Informationen des „Spiegel“ könnten die Rücktritte zudem im Zusammenhang mit einem Streit mit dem Großaktionär Cerberus stehen, der dem Management zuletzt immer wieder Versäumnisse vorgeworfen hatte. Der US-Finanzinvestor Cerberus hält mehr als fünf Prozent an der Commerzbank und ist damit der zweitgrößte Anteilseigner nach der Bundesrepublik. Der Bund war während der Finanzkrise 2008/2009 bei der Commerzbank eingestiegen und hält noch knapp 16 Prozent an ihr. 

Im ersten Quartal dieses Jahres hatte die Commerzbank einen überraschend hohen Verlust von 293 Millionen Euro ausgewiesen. Zur Begründung verwies die Bank im Mai auf eine höhere Risikovorsorge wegen der Corona-Pandemie sowie „temporäre“ Bewertungseffekte. Zuvor hatte die Commerzbank mitgeteilt, wegen der Corona-Krise auf den Verkauf der polnischen Tochter mBank zu verzichten. Die Einnahmen durch den Verkauf sollten ursprünglich den Umbau des Geldinstituts finanzieren. 

Zielke steht seit Mai 2016 an der Spitze der Bank. Im April dieses Jahres war der 57-Jährige vom Bundesverband der deutschen Banken zudem zum neuen Bankenpräsidenten gewählt worden.

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