Ottmar Edenhofer – ein „Navigator für die Politik“ in Fragen der Erderwärmung

Prof. Dr. Ottmar Edenhofer - Bild: Thomas Koehler/ photothek.net via PIK
Prof. Dr. Ottmar Edenhofer - Bild: Thomas Koehler/ photothek.net via PIK

Der Klimaökonom Ottmar Edenhofer, der in diesem Jahr mit dem Deutschen Umweltpreis ausgezeichnet wird, ist seit Jahrzehnten eine feste Größe in der deutschen und internationalen Klimaforschung. Der 59-jährige gilt insbesondere als einer der weltweit führenden und auch einer der meistzitierten Experten für die wirtschaftlichen Implikationen des Klimawandels und seiner Folgen – und für die ökonomischen Instrumente, um der Erderwärmung entgegenzuwirken.

Edenhofer verstehe es wie kaum ein anderer, Wirtschaft, Klimaschutz und gesellschaftliche Ansprüche in Einklang zu bringen, begründete die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) die Preisvergabe. „Auf diese Weise hat er politischen Entscheidungsträgern Wege aufgezeigt, durch die vermeintliche Zielkonflikte überwunden werden können“, erklärte DBU-Generalsekretär Alexander Bonde. Edenhofer habe sich als „ein mutiger Navigator für die Politik“ erwiesen.

Seit 2018 steht Edenhofer, derzeit gemeinsam mit Johan Rockström, an der Spitze des angesehenen Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK). Forschungsschwerpunkte Edenhofers sind Strategien, um den Klimawandel einzudämmen. Der Ansatz des Ökonomen ist dabei aber weniger die naturwissenschaftliche Klimaforschung im engeren Sinn als die Verknüpfung mit Fragen des Wirtschaftswachstums und der Gesellschaftspolitik.

Das PIK sieht es vor allem als sein Verdienst, die naturwissenschaftlich geprägte Forschung dort „durch eine sozialwissenschaftliche Forschungsagenda mit belastbaren und aussagekräftigen Informationen zur Vermeidung des gefährlichen Klimawandels für die Gesellschaft“ zu ergänzen. Seit dem Jahr 2000 war Edenhofer an dem Institut zunächst stellvertretender Leiter der Abteilung soziale Systeme, seit 2005 dann Chefökonom und seit 2007 zudem stellvertretender Direktor des PIK.

Seit 2012 ist Edenhofer auch Gründungsdirektor des Mercator Research Institute on Global Commons and Global Change, einer Denkfabrik, die sich mit der Übernutzung natürlicher Ressourcen befasst. Außerdem ist er Dozent an der Technischen Universität Berlin. Einer seiner Forschungsschwerpunkte ist der internationale Kohlenstoffhandel.

Politisch beriet Edenhofer die Bundesregierung unter anderem im vergangenen Jahr bei der Erarbeitung ihres Klimaschutzprogramms, besonders mit Blick auf die Ausweitung des Emissionshandels auf die Bereiche Verkehr und Gebäude. Auch wenn der Wissenschaftler sich damals wie auch aktuell im Corona-Konjunkturpaket ehrgeizigere Maßnahmen für den Klimaschutz gewünscht hätte, flossen seine Ratschläge doch in die Regierungspolitik mit ein.

Auf internationaler Ebene war Edenhofer von 2008 bis 2015 einer der Ko-Vorsitzenden der Arbeitsgruppe III des Weltklimarats (IPCC), die sich mit Strategien zur Minderung der Erderwärmung sowie zur nachhaltigen Entwicklung befasst. Mit Hilfe der Spieltheorie versuchte er, Erkenntnisse über das Funktionieren oder eben die Probleme internationaler Klimaverhandlungen zu gewinnen.

1961 im niederbayerischen Gangkofen geboren, studierte Edenhofer in München Wirtschaftswissenschaften. 1999 schloss er sein Studium mit der Promotion ab. Im Alter von 26 Jahren trat er in den katholischen Jesuitenorden ein, den er allerdings später wieder verließ.

Während des Bürgerkriegs im früheren Jugoslawien engagierte sich Edenhofer für die Hilfsorganisation Jesuit Refugee Service (JRS) besonders in Bosnien-Herzegowina. 2018 wurde der verheiratete Vater zweier Kinder von der Katholischen Akademie in Bayern mit dem Romano-Guardini-Preis ausgezeichnet.

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