Angesichts der verschärften Coronalage haben die deutschen Intensivmediziner einen sofortigen und bundesweiten Lockdown gefordert. „Weitere 14 Tage nach dem Motto ‚Augen zu und durch‘ erscheinen angesichts der heutigen Zahlen nicht mehr nachvollziehbar“, erklärte der Präsident der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi), Uwe Janssens, am Freitag. Die Belastungen auf Intensivstationen könnten vom Personal nicht mehr lange getragen werden. „Wir brauchen jetzt einen durchgreifenden Lockdown.“
Selbst ein sofortiger Lockdown würde die Patientenzahlen in Krankenhäusern erst in zwei bis drei Wochen deutlich sinken lassen, erklärte Janssens weiter. Bei 30.000 täglichen Neuinfektionen in den kommenden zwei Wochen sei bis Weihnachten mit etwa 420.000 Corona-Infizierten zu rechnen. Die daraus resultierende Zahl von Patienten, die auf intensivmedizinische Behandlung angewiesen seien, „wird dann nicht mehr adäquat zu behandeln sein“, warnte Janssens. Vorbereitungen für „Priorisierungssituationen“ liefen bereits.
Divi-Vorstandsmitglied Stefan Kluge betonte die Dringlichkeit eines „konzertierten und gemeinsamen Handelns aller Bundesländer“. Für die Patientenversorgung sei die Medizin auf Reserven angewiesen, „um Patienten un weniger belastete Regionen in Deutschland verlegen zu können“. Bereits jetzt müssten sich Kliniken teils von der Notfallversorgung abmelden und Notfallpatienten teils lange Transportzeiten in Kauf nehmen, erklärte Kluge. Derzeit zeichnet sich ein harter Lockdown mit Schließungen im Handel bis zum 10. Januar ab, der Beginn ist aber noch offen.