Die Situation auf den deutschen Intensivstationen in der Corona-Pandemie wird auch in den kommenden Wochen extrem angespannt bleiben. Es werde bis in den Januar hinein eine „fortgesetzte Grenzsituation auf den Intensivstationen“ geben, sagte der Präsident der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi), Uwe Janssens, am Dienstag bei einer virtuellen Pressekonferenz. Die Zahl der Corona-Patienten wird nach Ansicht der Divi-Experten zunächst sogar weiter zunehmen.
Auch die Zahl der belegten Betten werde weiter steigen, sagte der der Sprecher des Divi-Intensivregisters, Christian Karagiannidis. Die Mediziner hofften, dass die Zahlen nach diesem Anstieg dann aufgrund des derzeitigen Lockdowns wieder fallen. Ganz sicher sei aber, dass die Intensivmedizin nochmal stärker belastet werde. Hintergrund ist, dass bei steigenden Corona-Infektionszahlen die Zahl der Corona-Patienten erst mit zeitlicher Verzögerung zunimmt.
Steffen Weber-Carstens von der Charité Berlin hob aber hervor, dass es im Moment nicht die Situation einer so genannten Triage in Deutschland gebe. Dies gelte auch für Sachsen, wo die Ansteckungszahlen derzeit besonders hoch sind. Von dort würden Patienten aber in andere Bundesländer verlegt, sagte Weber-Carstens.
Unter einer Triage wird verstanden, wenn Ärzte entscheiden müssen, welche Patienten sie bei begrenzten medizinischen Kapazitäten bevorzugt behandeln. Bei Corona-Patienten müssten die Ärzte demnach etwa entscheiden, wer zunächst an ein Beatmungsgerät angeschlossen wird und wer nicht.