Mit Blick auf die bevorstehende Präsidentschaftswahl in der autoritär regierten Republik Belarus hat Amnesty International den Behörden gezielte Einschüchterung von weiblichen Oppositionellen vorgeworfen. „Die belarussischen Behörden greifen auf Praktiken zurück, die nach Frauenfeindlichkeit schmecken“, erklärte die Osteuropa- und Zentralasien-Direktorin der Menschenrechtsorganisation, Marie Struthers, am Freitag. Politisch engagierte Frauen würden auf „geschlechtsspezifische Weise“ angegriffen.
So wurde Amnesty nach eigenen Angaben von Aktivistinnen berichtet, dass ihnen mit sexueller Gewalt oder dem Entzug ihrer Kinder gedroht worden sei. Die Präsidentschaftswahlen in Belarus sind für den 9. August angesetzt.
Der seit 1994 amtierende Staatschef Alexander Lukaschenko wird von vier anderen Kandidaten herausgefordert, unter ihnen die Oppositionelle Swetlana Tichanowskaya. Der 65-jährige Lukaschenko, der sich um seine sechste Amtszeit bewirbt, erklärte, sein Land wolle keine Frau als Staatschef, dazu sei es „noch nicht reif genug“.
Die Behörden in Belarus gehen massiv gegen die Opposition vor. Mehrere potenzielle Präsidentschaftskandidaten wurden inhaftiert. Bei Protesten gegen die Regierung gab es allein in den vergangenen Tagen mehr als 250 Festnahmen.
Zu den ausgeschlossenen und inhaftierten Präsidentschaftsbewerbern gehört auch Tichanowskayas Mann, der populäre Blogger Sergej Tichanowky. Seine Frau hatte sich nach seiner Festnahme aufstellen lassen.
Am Donnerstag kündigte sie ein Bündnis mit den Kampagneteams von zwei populären, von der Wahl ausgeschlossenen Bewerbern an: Viktor Babariko und Waleri Zepkalo. Um das Bündnis sichtbar zu machen, zeigten sich Tichanowskaya, Zepkalos Frau und Barbarikos Kampagnenchefin gemeinsam mit geballter Faust, Sieges- und Herzzeichen.
Lukaschenko tritt nie mit einer Frau an seiner Seite auf. Nach eigenen Angaben ist er zwar seit 1975 verheiratet, anders als sein jugendlicher Sohn Nikolai tritt seine Frau aber nie in der Öffentlichkeit auf.