Der luxemburgische Außenminister Jean Asselborn hat die Corona-bedingte deutsche Reisewarnung für Brüssel scharf kritisiert. Sein Land habe erlebt, „wie willkürlich die Obergrenze von 50 Infektionsfällen als einziges Kriterium des Robert-Koch-Instituts“ sei, sagte Asselborn am dem Nachrichtenmagazin „Spiegel“ laut einer Vorabmeldung vom Freitag.
Die Ausweisung der EU-Hauptstadt als Risikogebiet habe auch Folgen für die europäische Zusammenarbeit, sagte Asselborn: „Wir können doch Brüssel jetzt nicht einfach zumachen und nur noch in Berlin tagen!“
Aus dem Europaparlament wurden derweil Forderungen nach europaweiter Einheitlichkeit bei den Kriterien für Reisewarnungen sowie den Rückkehrregeln für Urlauber laut. „Mindestabstand, Statistiken, Regeln für Reiseheimkehrer – es wird höchste Zeit, dass wir da in Europa zu einheitlichen Standards kommen“, sagte EVP-Fraktionschef Manfred Weber (CSU) dem „Spiegel“. Die Bürger verlören andernfalls „den Glauben an den Sinn der Regeln“.
Die Bundesregierung hatte Brüssel vergangene Woche als Corona-Risikogebiet eingestuft. Das Auswärtige Amt warnt seither vor nicht notwendigen, touristischen Reisen in die belgische Hauptstadt, in der auch viele EU-Institutionen ihren Sitz haben.
Auch vor Reisen nach Luxemburg hatte die Bundesregierung vorübergehend gewarnt. Als Risikogebiete werden ausländische Regionen vom Auswärtigen Amt eingestuft, wenn dort innerhalb von sieben Tagen mehr als 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner nachgewiesen werden.