WHO warnt vor negativen Nebeneffekten landesweiter Corona-Lockdowns

Symbolbild: WHO
Symbolbild: WHO

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat vor negativen Nebeneffekten landesweiter Lockdowns im Kampf gegen die Corona-Pandemie gewarnt. Zwar könnten strikte Beschränkungen dabei helfen, Ansteckungsketten zu unterbrechen und zur Erholung des Gesundheitswesens beitragen, erklärte der Europa-Direktor der Organisation, Hans Kluge, am Donnerstag. Allerdings habe dies seinen Preis: So sei bei strikten Lockdown-Maßnahmen mit einem Anstieg bei psychischen Erkrankungen und häuslicher Gewalt zu rechnen.

Kluge verwies auch auf den wirtschaftlichen Schaden durch strenge Einschränkungen. „Angesichts dieser Realitäten betrachten wir nationale Lockdowns als das Mittel der letzten Wahl, weil sie die nach wie vor bestehende Möglichkeit umgehen, jeden an grundlegenden und effektiven Maßnahmen zu beteiligen.“

Der WHO-Experte betonte zugleich, dass Europa wieder zum Zentrum der Pandemie geworden sei. Auch die Todesfallrate sowie die Zahl der Krankenhaus-Patienten steige wieder an. 

Eine weitere Ausweitung der Testkapazitäten in größerem Stil sei angesichts der massiven Ausbreitung des Virus nicht mehr möglich, erklärte Kluge. „Wir müssen eruieren, worauf wir unsere Ressourcen konzentrieren sollten.“ Dazu gehöre es, die Strategie beim Testen und der Kontaktverfolgung „anzupassen“. Beides müsse „gezielt“ geschehen, damit eine „maximale Wirkung“ gewährleistet sei. 

Das Europa-Direktorat der WHO umfasst 53 Länder, darunter auch Russland und mehrere postsowjetische Staaten in Zentralasien. Bis Donnerstag wurden in der Region nach WHO-Angaben mehr als zehn Millionen Coronavirus-Fälle nachgewiesen. 

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