Wie sich der neue Lockdown auf die Mobilität auswirkt – Rückgang geringer als im Frühjahr 2020

Netzantenne - Bild: 9_fingers_ via Twenty20
Netzantenne - Bild: 9_fingers_ via Twenty20

Am Dienstag beraten Bund und Länder erneut über die Coronalage. Weitere Einschränkungen zur Eindämmung der Infektionszahlen sind möglich. Für Experten sind Mobilitätsdaten dabei ein wichtiger Gradmesser. Wie sich derzeit entwickeln und was das bedeutet:

WO STEHT DEUTSCHLAND GERADE IM VERGLEICH ZU 2020?

Als Referenz zur Einschätzung der gegenwärtige Lage dienen vor allem die Erfahrungen aus dem ersten Corona-Lockdown ab Mitte März. Damals sackte die Mobilität bundesweit in der Spitze um 40 Prozent gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres ab. Ab Ende März stieg die Mobilität dann langsam wieder an, verharrte allerdings zunächst bei knapp einem Drittel unter normalem Niveau.

Ähnlich sank die Mobilität während der Lockdown-Verschärfungen im Dezember zunächst stark. Gegen Ende des Vormonats errechneten das Robert-Koch-Institut (RKI) und die Berliner Humboldt-Universität ein Minus von 35 Prozent, was sich nach dem Jahreswechsel aber schnell abschwächte. Am vergangene Mittwoch lag die Mobilität im bundesweiten Schnitt dann lediglich noch 15 Prozent unterhalb des Vorjahresniveaus. Neuere Werte sind bisher noch nicht verfügbar.

WIE WIRD DAS ÜBERHAUPT GEMESSEN? 

Neben dem RKI und der Humboldt-Universität analysiert auch das Statistische Bundesamt in Wiesbaden die Mobilitätsveränderungen in der Corona-Pandemie. Beide greifen allerdings auf dieselben Grundinformationen zu. Es handelt sich dabei um Mobilfunkdaten zu Bewegungsströmen, die spezielle Firmen ohnehin für gewerbliche Zwecke sammeln – etwa für Logistikunternehmen oder Verkehrsplaner.

Während das Statistische Bundesamt die Daten eines der führenden Netzbetreibers in Deutschland nutzt, greift das Forschungsprojekt von RKI und Humboldt-Universität zusätzlich noch auf die Daten eines weiteren großen Anbieters zu. Stets handelt es sich nur um sogenannte aggregierte Informationen, die keine Rückschlüsse auf einzelne Nutzer oder Bewegungsmuster unterhalb der Gemeinde- oder Landkreisebene zulassen. Letztlich wird nur erfasst, wie viele Mobiltelefone ein bestimmtes Bewegungsmuster zwischen Funkzellen vollziehen. Daraus ergeben sich dann allgemeine Bewegungsströme.

WAS WIRD DARAUS GESCHLOSSEN?

Der Betrachtung liegt die Annahme zugrunde, dass sich durch eine Beschränkung der Mobilität weniger soziale Kontakte ergeben, was die Corona-Ausbreitung reduziert. Die Daten zeigen aber eben nur allgemeine Veränderungen im Mobilitätsverhalten in Deutschland an. Es ist nicht automatisch gesagt, dass sich zugleich auch die Zahl sozialer Kontakte oder Infektionen entsprechend mitverändert.

Auch bei der Deutung der Daten selbst, die aus wissenschaftlicher Sicht auf einer eher experimentellen Basis erhoben werden, ist aus verschiedenen Grünen gewisse Vorsicht angebracht. So weist das Statistische Bundesamt unter anderem darauf hin, dass dabei nicht zwischen Personen- und Güterverkehr unterschieden werden kann. Auch erweist sich demnach die Berechnung der Veränderungen beim reinen Pendelverkehr aus methodischen Gründen als schwierig.

Laut Statistischem Bundesamt liefert die Auswertung der Daten in erster Linie Erkenntnisse, wie Beschränkungen generell wirken und wie die Bürger sie umsetzen. So ist eine der Erkenntnisse aus dem Vorjahr, dass diese durchaus ihren eigenen Kopf haben. RKI und Humboldt-Universität etwa verweisen auf die Mobilitätszunahme im ersten harten Lockdown im April. „In dieser Zeit haben sich die offiziellen Richtlinien kaum verändert – vermutlich ist daher eine individuelle Lockerung der persönlichen Einschränkungen ein wichtiger Grund für den Anstieg, gepaart mit dem wärmeren Wetter.“

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