Ex-Chef der „Mafia Capitale“ in Rom zu zehn Jahren Gefängnis verurteilt

Justiz (über cozmo news)
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Wegen seiner Rolle in einem weit verzweigten Korruptionsskandal ist der frühere Chef eines als „Mafia Capitale“ berüchtigten Verbrechernetzwerks in Rom zu zehn Jahren Gefängnis verurteilt worden. Ein Berufungsgericht in der italienischen Hauptstadt befand den 62-jährigen Massimo Carminati am Dienstag für schuldig, durch Bestechung und Erpressung Millionen-Beträge für öffentliche Ausschreibungen kassiert zu haben. Seine rechte Hand, Salvatore Buzzi, wurde zu zwölf Jahren und zehn Monaten Gefängnis verurteilt.

Ob Carminati und Buzzi nun erneut ins Gefängnis kommen, war zunächst unklar. Gegen die Gerichtsentscheidungen vom Dienstag können weitere Berufungen eingelegt werden. Die beiden Mafiosi waren 2014 gemeinsam mit dutzenden Kommunalpolitikern, Mitarbeitern der römischen Stadtverwaltung und Geschäftsleuten festgenommen worden. 

Nach mehreren juristischen Auseinandersetzungen wurden sie 2020 auf freien Fuß gesetzt, weil sie die maximale Haftzeit für Angeklagte, die auf ihre endgültige Verurteilung warten, erreicht hatten. 2019 waren sie gerichtlich als Köpfe der Verbrecherbande bestätigt worden, nicht aber als Chefs einer „mafiösen Vereinigung“.

Das „Hauptstadt-Mafia“ genannte Netzwerk hatte durch Verbindungen bis in die höchsten Spitzen der römischen Verwaltung und Geschäftswelt jahrelang städtische Ausschreibungen manipuliert, um an öffentliche Mittel für die Müllentsorgung, Pflege von Grünflächen oder die Versorgung von Flüchtlingen zu kommen. Nach Auffassung der Staatsanwaltschaft war es mitverantwortlich dafür, dass Rom knapp vor dem Finanzkollaps stand und seine Straßen sowie die öffentliche Versorgung in so schlechtem Zustand sind.

Der Skandal brachte Roms politische Elite massiv in Misskredit. In der Folge wurde Virginia Raggi von der Fünf-Sterne-Bewegung, die damals als Anti-Establishment-Partei galt, zur Bürgermeisterin gewählt.

Carminati ist ein mehrfach verurteilter Gangster und früheres Mitglied der neofaschistischen Gruppierung Nar, die 1980 in den Anschlag auf den Bahnhof von Bologna mit 85 Toten verwickelt war. Buzzi war 1983 bereits wegen des Mordes an einem geständigen Mitglied seiner Gang zu 30 Jahren Haft verurteilt worden. Er zeigte sich nach Einschätzung der Behörden jedoch als „geläutert“ und kam vergangenes Jahr nach sechs Jahren Haft wieder auf freien Fuß.

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