Verzweiflung, Wut und Zukunftsängste“: Mit eindringlichen Worten hat der Präsident des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga), Guido Zöllick, eine Perspektive für die Branche in der Corona-Krise angemahnt. Nach einem Jahr Pandemie mit insgesamt sieben Monaten Lockdown seien Stimmung und Lage im Gastgewerbe „katastrophal“, sagte Zöllick am Donnerstag in Berlin. „Jeder Monat Schließung bedeutet für unsere Betriebe durchschnittlich 75 Prozent Umsatzverlust“, beklagte er.
„Die Konten sind leer, die Rücklagen aufgebraucht, die Angst vor dem endgültigen Aus nimmt dramatisch zu“, sagte Zöllick. „72,2 Prozent unserer Unternehmer bangen um ihre Existenz und sogar jeder Vierte hat ausdrücklich betont, dass er eine Betriebsaufgabe in Erwägung zieht“, fügte der Dehoga-Präsident unter Verweis auf eine aktuelle Umfrage des Verbandes hinzu, an der sich 6500 Betriebe beteiligten.
Auch die Partner der Branche wie die Lebensmittel- und Getränkeindustrie, Brauereien, Ausstatter, Einrichter, landwirtschaftliche Betriebe, der Großhandel und auch das Handwerk seien „durch unsere Schließungen massiv mit betroffen“, hob Zöllick hervor.
Kritik äußerte der Dehoga-Präsident an den Corona-Hilfen. Diese flössen „nach wie vor sehr langsam und vor allem in nicht ausreichenden Höhen, um einen monatelangen Lockdown zu überstehen“. Er sprach sich zudem für einen Unternehmerlohn im Rahmen der Überbrückungshilfen aus. Dass Unternehmer auf die Grundsicherung verwiesen würden, sei „aus unserer Sicht völlig inakzeptabel“, betonte Zöllick. „Und weshalb werden nicht einhundert Prozent der Fixkosten erstattet, die in unseren Betrieben anfallen?“, fragte er.
Die Branche habe einen Anspruch darauf, dass sie für die „massiven finanziellen Ausfälle entschädigt wird“, sagte der Dehoga-Präsident. „Wir bringen ein gesellschaftliches Sonderopfer, damit andere Wirtschaftszweige sowie die Schulen und Kitas geöffnet bleiben können oder eben auch geöffnet werden.“ Dieses „Sonderopfer“ dürfe aber kein Dauerzustand werden – ein „Endlos-Lockdown“ sei keine Lösung.
Vom nächsten Bund-Länder-Gipfel am kommenden Montag forderte Zöllick deshalb „konkrete Zusagen für die Branche und ihre Partner“. Nötig sei ein „klarer Fahrplan, wann unter welchen Voraussetzungen die Restaurants und Hotels öffnen dürfen“. Dabei gehe es nicht um eine Öffnung um jeden Preis, nötig sei jedoch eine verlässliche Perspektive.
Im Kampf gegen die Pandemie mahnte Zöllick zudem zielgerichtete und widerspruchsfreie Maßnahmen an. „Wir verstehen zum Beispiel nicht, dass die Regierung einerseits mehr private Kontakte ermöglicht, auf der anderen Seite unsere Betriebe mit den funktionierenden Hygienekonzepten aber weiterhin geschlossen bleiben.“
Nicht erklärbar sei auch, dass die Bundesregierung „Urlaub im internationalen Maßstab möglich macht, aber einen Besuch in unseren heimischen Biergärten weiterhin nicht erlaubt“, fügte er mit Blick auf die Diskussionen um Osterurlaub etwa auf Mallorca hinzu. Aufgabe der Politik sei es, alles dafür zu tun, „dass unsere Betriebe keinen einzigen Tag länger als gesundheitspolitisch geboten geschlossen bleiben.“
Der Vorsitzende des Hotelverbands Deutschland, Otto Lindner, sagte, einen monatelangen zweiten Lockdown könne auch ein ehemals gesundes Unternehmen nicht verkraften. Die Branche sei in dieser Situation auf staatliche Unterstützung und Entschädigung „auf Gedeih und Verderb angewiesen“.
Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes legte der Umsatz im deutschen Gastgewerbe im Januar zwar im Vergleich zum Vormonat Dezember wieder um 3,3 Prozent zu – liegt aber noch immer 70 Prozent unter dem Niveau vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie.