Ugandischer Rebellenchef wegen Kriegsverbrechen zu 25 Jahren Haft verurteilt

Justiz (über cozmo news)
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Der Internationale Strafgerichtshof in Den Haag hat den Ex-Kommandeur der ugandischen LRA-Miliz, Dominic Ongwen, zu einer langen Haftstrafe verurteilt. Die Richter verhängten am Donnerstag 25 Jahre Gefängnis wegen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit gegen den 45-Jährigen. Ongwen, der einst selbst dazu gezwungen worden war, der LRA als Kindersoldat zu dienen, kann das Urteil anfechten.

Ongwen war von dem Gericht im Februar schuldig gesprochen worden. Die Richter befanden ihn in 61 Punkten für schuldig, darunter Mord, Vergewaltigung und die Rekrutierung von Kindersoldaten in den Jahren nach der Jahrtausendwende.

Nach Angaben des Gerichts hatte Ongwen in den Jahren 2002 bis 2005 Massaker an mehr als 130 Zivilisten in mehreren Flüchtlingslagern angeordnet. Zudem wurde er wegen der Entführung von Mädchen und ihren Missbrauch als Sexsklavinnen verurteilt.

Vertreter von Opfern seiner Verbrechen hatten den Strafgerichtshof aufgerufen, eine lebenslange Haftstrafe gegen Ongwen zu verhängen. Die Staatsanwaltschaft forderte 20 Jahre Gefängnis für den Angeklagten und verwies dabei auf dessen Vergangenheit als Kindersoldat. Seine Verteidiger hielten eine zehnjährige Freiheitsstrafe für angemessen.

Der Vorsitzende Richter Bertram Schmitt sagte, dass Ongwen, der im Alter von neun Jahren entführt wurde und als Kindersoldat dienen musste, „extremes Leid“ erfahren habe. Er sprach von einem „einzigartigen“ Fall. Ongwen sei zugleich Täter und Opfer. Sein Schicksal rechtfertige aber in „keiner Weise die Grausamkeit“ seiner späteren Verbrechen.

Ongwens sechsjährige Untersuchungshaft wird von seiner Gesamtstrafe abgezogen. Er kann zudem Berufung gegen das Urteil einlegen. Ongwen hatte die Anklagepunkte stets zurückgewiesen.

Der frühere Kommandeur hatte sich 2015 den US-Spezialkräften ergeben, die in der Zentralafrikanischen Republik nach LRA-Chef Joseph Kony fahndeten. Ongwen wurde dann an das Gericht in Den Haag überstellt.

Die christlich-fundamentalistische „Widerstandsarmee des Herrn“ (LRA) war vor drei Jahrzehnten von dem selbsternannten Propheten Kony in Uganda gegründet worden. Nach Angaben der UNO tötete die LRA mehr als 100.000 Menschen und entführte 60.000 Kinder.

Die Gewaltwelle erstreckte sich bis in den Sudan, die Demokratische Republik Kongo und in die Zentralafrikanische Republik. LRA-Chef Kony gilt bis heute als flüchtig.

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